Weihnachten

Weihnachtsgrüße von Lofwyr, 2075

Weihnachten, ein ursprünglich christliches Fest, ist inzwischen weitestgehend kommerzialisiert und wird weltweit, auch außerhalb des christlichen Kulturkreises, begangen.

Weihnachten in der Sechsten Welt

Auch in der Sechsten Welt wird Weihnachten gefeiert. Unter verschiedenen Namen, aber global, von Europa und Nordamerika, dem alten Kern der christlichen Welt, bis nach Hong Kong, Japan und in die Karibik. Und quer durch alle Schichten. Karibische Piraten und Seattler Shadowrunner feiern ebenso Weihnachten wie italienischstämmige Mafia, japanische Konzern-Execs, Anhänger dubioser Kulte, und selbst Johnny Spinrad. Sogar Drachen wie die Großdrachen Dunkelzahn und Alamais feierten Weihnachten, indem sie Fruchtkuchen austauschten, den sie jeweils von Shadowrunnern in ihren jeweiligen Hort schmuggeln ließen.

Auch Staaten, die dem Christentum an sich eher feindselig gegenüberstehen, wie Tír na nÓg und Aztlan, können sich dem nur schwer entziehen und halten Weihnachtsfeiern ab. Auch in der Matrix, in den globalen und lokalen Gittern, finden große, spezielle Weihnachts-Events statt, oft eigene VR-Realms wie das Winter Wonderland in Ares Global oder die Last Christmas Chalets in Eternal Horizon. Und selbst im Orbit, auf dem Shibanokuji Freefall Resort, wird Weihnachten begangen - mit der legendären "Weihnachten zwischen den Sternen"-Feier.

Nur wer in Armut aufwächst, hat oft wenig von dem Fest, denn zu ihnen kommt der Weihnachtsman nicht. Nicht selten entwickeln gerade diese Leute dann eine umfassende Abscheu gegenüber der alljährlichen Welle an Weihnachts-Besinnlichkeit und überhaupt alles, was mit dem Fest zu tun hat.

Das Fest

Wie alles in der Sechsten Welt ist auch Weihnachten fundamental dem Gewinnstreben der Konzerne untergeordnet. Mögen auch Kinder Geschenke bekommen, sich Familien gegenseitig beschenken und alle eine recht gute Zeit auf den vielen verschiedenen Feiern haben, die wahren Beschenkten zu Weihnachten sind die Megakonzerne. Und die wirtschaftlich relevante Weihnachtszeit beginnt weit vor dem Dezember.

Vorweihnachtszeit

Die Saison startet im Herbst, bereits vor Halloween, spätestens aber mit dem Black Friday (dem traditionellen Start in Nordamerika). Meist merkt man es daran, dass sich im September die Regale in den Supermärkten plötzlich mit Weihnachtsprodukten und speziellen Weihnachtssnacks füllen. Es ist für jeden Konzern die Zeit, neue Produkte für das kommende Weihnachtsgeschäft am Markt zu positionieren, die Lager zu räumen und ganz generell die Werbetrommel im großen Stil zu rühren.

Der Dezember ist für den durchschnittlichen Einwohner der Sechsten Welt geprägt von Weihnachtsfeiern, stressigen Ultimo-Einkäufen, Weihnachtsspam und Weihnachts-Sonderaktionen, und dem Verlangen nach allem was auch nur den Hauch von Weihnachtsklischee hat. Den Konsumenten erwarten Unzählige Wiederholungen von Weihnachtsfolgen aus Trideo-Serien, Specials zum besonderen Anlass, Sondersendungen und Coaching-Vids der Lifestyle-Magazine, und sogar holistische Geschenkberatung ("das passende Geschenk für IHRE kosmische Situation").

Aber es gibt auch besinnlicheres: Weihnachtsmärkte sind eine Sitte, die von Deutschland ausging, sich jedoch (auch durch die Förderung der Zenit AG) weiter verbreitet hat. Insbesondere in Japan sind Weihnachtsmärkte beliebt. Die größten sind jedoch nach wie vor in Deutschland zu finden: der Christkindlmarkt in Nürnberg und der Aachener Weihnachtsmarkt sind die bekanntesten und auch touristisch bedeutendsten. Hier werden nicht nur Bratwürstchen, Glühwein und Süßigkeiten gehandelt, auf vielen Weihnachtsmärkten machen auch Taliskrämer erstaunlich gute Geschäfte. Auch historisierende Weihnachtsmärkte, die wie die populären Mittelaltermärkte auf Burgen und Schlössern bzw. deren Vorplätzen oder -höfen abgehalten werden erfreuen sich einiger Beliebtheit und großen Zuspruchs. Etwa auf Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr im Rhein-Ruhr-Megaplex , oder der pittoreske Weihnachtsmarkt, der alljährlich im Vorhof von Schloss Charlottenburg abgehalten wird, und der die einzige öffentliche Veranstaltung an dieser im Besitz der Preußenstiftung befindlichen Location darstellt.

Die Feiertage

In vielen Ländern wird das Weihnachtsfest unter anderem Namen, aber zeitgleich begangen. In Großbritannien mit seiner starken druidischen Bewegung sind deren Feiern zur Winter Solstice, der Wintersonnenwende, mittlerweile ähnlich populär, bekannt und medial rezipiert wie Weihnachten. Auch in Deutschland erfreuen sich germanisch inspirierte Sonnenwendfeiern einiger Beliebtheit, ebenso das neuheidnische Julfest. In der Türkei und unter traditionelleren Deutschtürken hat sich mit dem Yılbaşı Gecesi, dem Neujahrsabend (31.12.) ein Weihnachten ähnliches, aber entchristianisiertes Fest eingebürgert, an dem ein Yılbaşı Agaci (Weihnachtsbaum) aufgestellt wird und man von Noel Baba (dem Weihnachtsmann, wörtlich Väterchen Weihnachten) beschenkt wird.

Im Konzern

Die meisten Konzerne distanzieren sich mit Begriffen wie "Festtage", "Winterfest" und "Julbaum" vom christlichen Kern des Fests, das vielen Konzernen nicht so recht in die Kultur passt (mit der interessanten Ausnahme Saeder-Krupps).

Ansonsten wird Weihnachten natürlich in ihrem Sinne umgedeutet und massiv kommerzialisiert. Weihnachts-Geschenkdrohnen der Konzerne, die in der Vorweihnachtszeit und zu Weihnachten Kinder mit Werbegeschenken beglücken, haben meist eher neutrale Namen wie Cloud, Borealis und Nordwind, und Weihnachten in Konzernansiedlungen ist meist geprägt von Gemeinschaftsaktivitäten, Betriebsfeiern und Arbeit, denn auch zu Weihnachten macht der Kapitalismus nicht halt. Dazu ertönen konzerngerecht uminterpretierte Weihnachtsklassiker wie "Stille Nacht, von Ares bewacht", "Oh du fröhliche, oh du günstige" oder "Lasst uns froh und fleißig sein", die auch von Konzernkindern auf Weihnachtsexkursion gerne angestimmt werden. Es gibt von Konzernen gesponsorte Weihnachtsumzüge und massiv beworbene Christmas Product Releases.

Traditionalisten

Viele konservative Christen sehen das natürlich überhaupt nicht gerne, und regelmäßig machen sie zu Weihnachten mobil: Sie organisieren Demonstrationen, virtuelle und reale, sie verschaffen sich über Social Media und Newsmedien Gehör, und prangern den ihrer Ansicht nach aggressiven Atheismus an, der die religiöse Bedeutung Weihnachtens aushöhlt und sogar invertiert. Immerhin geht es hier aus ihrer Sicht um nichts anderes als den Untergang ihrer christlich-abendländischen Kultur.

Tatsächlich hat vor allem die christliche Religion mit der Entwertung von Weihnachten als ihnen eigener Feiertag zu kämpfen. Messen werden wenn, dann vor dem TriD oder per Matrix-Link in VR besucht; kaum ein Christ geht zu Weihnachten noch in eine physische Kirche. Ausnahmen sind nur einige Gebiete in der ADL (primär Bayern und Westphalen), und die kirchennahen Nationen Südeuropas.

Das bedeutet aber nicht, dass andere Kulte das Fest nicht nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und ihre Anhänger bei Laune zu halten. Gerade kleinere Religionsgemeinschaften und Sekten nutzen die Möglichkeiten der Matrix, um ihre Gemeinde - virtuell oder sogar physisch - zu sammeln und das Jahr festlich zu beenden. Auch die Universelle Bruderschaft nutzte Weihnachtsbotschaften, um ihre Anhänger noch stärker an sich zu binden. Und schließlich gehören gegen das entkernte, kommerzialisierte, Christusfreie Weihnachten wetternde Straßenprediger inzwischen genauso zum Weihnachtsfest wie halbnackte Weihnachtselfen und orkische Knecht Ruprechts.

Kommerzialisierung

Weihnachten ist in der Sechsten Welt vor allem ein Fest des enthemmten Kommerzes. Und der Konsumapparat scheint mit jedem Jahr entschlossener zu werden, auch den allerletzten [1] auf Weihnachtslinie zu trimmen.

(Werbe)Reizüberflutung

Weihnachtshits 2080, Berlin

Cara Mia Addio - Retroklassik, Luciano Molinari, MAM Crack Da Whip - E-Punk von Renraku Corpkid Riot, Renraku Entertainment Crimson Snow - Synthfolk von Lightfalls, Teleam Dead Cold Eyes - Industrial, Doria Grey, Retrosic Records Do szopy hej pasterze - Polnisches Weihnachtslied vom Deutsch-Polnischen Chor Berlin, Ikarus Frostburn - Chemdustrial, InTox, Straftanz Studio Ich bin deine Zuckerfee - SynthPop von Traumfängerland, Brillant Art Productions Ihr Kinderlein kommet - Vokalhelden, Ikarus Ilk kari - Rakatak von Bence, Ekerim In der Weihnachtsbäckerei - Schwing von Blauer Engel, Brillant Art Productions Last Christmas - 1980s Pop, WHAM!, Sony Newtopia - ElectroPop von den Killer Babes, Virgin Nikki hat nen dikken Sack - Schwoof vom Nanta Nierenstich, Black Pirate Records Schnee-High - Polkatronic von Izabellas Spaßgesellschaft, Neue Ariola Stille Nacht - Vokalhelden, Ikarus Virulent - Neue Deutsche Härte, Daemonika, Black Pirate Records Weiße Laken - Poetry Chillout Trance, Der Philosoph, Westheim Records Wunschwahn - Nihilith, Narbensang, Teleam Untötbar - Neue Deutsche Härte von Daemonika, Black Pirate Records

Weihnachten ist eine Zeit des Spams auf allen Kanälen und mit allen Sinnen, und das nicht nur in AR. Alle Medienkanäle sind erfüllt von einem AR-VR-Werbejingle-Gewitter,die jedes Jahr erneut jedes Maß verliert. Kitschige Jingles an jeder Straßenecke, Armeen von Werbe-AROs bombardieren jeden User, um den Megakonzernen möglichst viele Kunden zuzutreiben.

Im Trideo ist Weihnachten die Zeit der Serienmarathons und -Finale (Karl Kombatmage erlebt traditionell zu Weihnachten ein Staffelende mit extra vielen Explosionen), Der Weihnachtsmann in seiner modernen Form ist als Werbefigur aus dieser Zeit für alle denkbaren Produkte von Soybier bis zum Fertig-Festtagsmenü nicht mehr wegzudenken.

Und auch in der realen Welt ist Weihnachten ein fest der Überladung. Weihnachtsmänner sind an fast jeder Straßenecke und in jeder Mall, jeder Konzernniederlassung zu finden (wobei der Mann in Rot mit weißem Rauschebart selbst eine Erfindung der Coca-Cola Company aus dem letzten Jahrhundert ist). Weihnachtsprodukte wie der X-Mas Burger von McHugh's, Chick'n'Bits-Frühstücksflocken mit Zimtaroma, und zimtiges Weihnachtsbier werden ergänzt durch die überall dudelnden Weihnachtssongs, von speziellen "Weihnachtshits" wie "Santa hat den größten Sack" der Gebrüder Almdudel bis hin zu den Evergreens der elfischen Soulsängerin Maria Mystery und Klassikern wie "Jingle Bells".

Weihnachtsmode

Auch modisch sind die Festtage quasi eine Saison für sich. Wie so oft, gibt die Konzernoberschicht vor was Mann und Frau in der Weihnachtszeit tragen sollen. Für Weihnachtsfeiern im Betrieb, fröhliche Clubnächte oder auch das einfache Weihnachtsshopping - ein Weihnachtsoutfit muss sein.

Weihnachtliche Motive geben hier meist zumindest eine grobe Linie vor, gemischt allerdings mit modernen Elementen. Von hautengen Second Skin-artigen Anzügen aus Transpartexmaterial, die weihnachtliche Motivprogramme wie Eiskristalle darstellen können, für sexy Schneemänner und -frauen, über Engelsflügel für das etwas sündigere Engelchen bis hin zu fellbesetzten Pumps mit Glöckchen-Soundeffekt und Sneakers mit Schneeknirschen-Sound bein Auftreten für den Herrn ist hier viel möglich. Das Fell ist hierbei zumeist künstlich gezüchtet, und somit tierfreundlich.

Ein weiterer immer wiederkehrender Trend sind Scent Clothes, die weihnachtliche Düfte versprühen - wenn die Bratapfelduft verströmenden Reinigungsmittel in öffentlichen Zonen und die vielen Scent-AROs nicht genug sein sollten.

Geschenke

Geschenke sind der wesentliche Bestandteil des modernen Weihnachtsfests. Und ein erheblicher persönlicher Kostenfaktor- Hochrechnungen gehen davon aus, dass von jedem Bürger der ADL zu jedem Weihnachtsfest fast 500 Euro in Geschenke investiert werden.

Geschenkekauf ist wiederum der größte Stressfaktor für alle Nicht-Kinder vor Weihnachten (Kinder können sich hingegen einfach auf die Geschenke freuen, sie müssen ja keine besorgen). Und genau auf diese Personen zielt der Werbe-Tsunami vor Weihnachten natürlich ab. Von der Lautsprecher-Lichtbirne über die Retro-Games abspielende Konsole bis hin zu jeder Menge neu aufgelegter "Serienklassiker" aus Trid und Sim wird zu Weihnachten von jeder Konsumbranche ein Riesengeschäft gemacht. Ob ein neues Trog of War über Schusswaffen und Talentsoft-Streamingdienste Erektionsstörungen bekämpfende Moodchips bis zu Cerberus-Corgis (dem Renner Weihnachten 2075) - zu Weihnachten ist immer das große Produkt-Release-Spektakel fällig. Und ob in den Malls oder in Slums - überall findet man Massen von Weihnachts-Shoppern, selbst an Orten wie dem Ork-Untergrund in Seattle.

Spenden und Spendenaufrufe

Weihnachten ist das Fest der Spenden. Diverse Charities, Policlubs und Kirchen und Sekten buhlen um Nuyen und Herzen der Massen. Mit Erfolg. Schätzungsweise fließen beim Geschäft mit dem Mitleid und dem schlechten Gewissen der Lohnsklaven und Konzernbürger jedes Jahr Milliarden von Nuyen an diverse wohltätige Gruppen, von denen natürlich ein hoher Prozentsatz in undurchsichtigen Kanälen versickert, statt wirklich zu helfen.

Manche dieser Spendengalas dienen sogar einzig dem Zweck, schmutziges Geld zu waschen.In Weihnachtlichem Ambiente können hier Spenden gegeben und steuerliche Vergünstigungen sowie erstaunlich gleichwertige Geschenke angenommen werden. Eine der Stiftungen, die in der ADL solche Galas abhalten, ist die den Vory zugerechnete Rotfeld-Stiftung für soziale Gerechtigkeit.

Natürlich gibt es auch hier Konkurrenz um lukrative Marktanteile und ein blühendes Abzockerwesen. Bettlerbanden suchen um Weihnachten immer nach ausreichend niedlichen Straßenkindern, damit sie die saisonale Spendenbereitschaft optimal nutzen können, und viele karitative Organisationen haben mittlerweile bewaffnete "Sicherheitstruppen", die dafür sorgen, dass keine Fremdaktivisten in ihren revieren ihre potentiellen Spender umwerben und ihre Spendeneinkünfte schmälern.

Horizon ist der karitativ aktivste Konzern, und daher ist es wenig überraschend dass die Horizon Group zu Weihnachten viele Leute in den Slums der Sechsten Welt hat, die Geschenke an die dortigen Kinder verteilen. Aber auch andere Konzerne lassen sich da nicht lumpen, so gehört die Ausgabe von Geschenken von Lofwyr persönlich fest zur alljährlichen Weihnachtszeremonie in der Arkologie Neu-Essen.

Weihnachten in der Matrix

Auch in der Matrix wird die Weihnachtszeit traditionell früh mit Weihnachtsicons eingeläutet. Die Hosts von Online-Shops und Social Media sind geschmückt mit virtuellem Schnee, Stechpalmen-Applikationen, bunten Spruchbändern in lateinischer Schrift, Kanjis oder Sanskrit-Zeichen, kitschigen Weihnachts- oder Schneemännern und Lichterketten. Auch viele lokale Gitter, wie das von Berlin, dekorieren sich gerne perfekt weihnachtlich, mit Traumwinter, Weihnachts-Leuchticons, Dickens-gerechten Weihnachtssängern, am virtuellen Himmel fliegenden Weihnachtsschlitten und ähnlichem Kitsch.

Weihnachten bedeutet auch eine Lawine von Spam und Gratis-Angeboten, Charity-Gebettel und anderen, weihnachtlichen Aktionen, mit denen auch die kleinste Klitsche noch auf sich aufmerksam machen will.

Viele der Gratisangebote sind tatsächlich Lockmittel in Konzernveranstaltungen (Weihnachtsgalas, Flashsales, Weihnachts-Game-DLCs). Es gibt immer auch weihnachtliche Persona-Skins, oft ebenfalls als Promoaktionen für ein neues Trog of War-Game oder Crossmedia-Franchises wie Karl Kombatmage.

Die Charities schließlich sind oft Konzern-Aktionen, bei denen abgelaufene Medikamente für Bedürftige gespendet werden können, Kinderheimen Plüschtiere aus einem speziellen Sale gekauft und gespendet werden oder den Mitarbeitern einer Aldi-Real-Filiale ein Weihnachtsgutschein gekauft werden kann; meist geben die entsprechenden Konzerne noch etwas dazu (Regulus legt 5 Nuyen auf den Geschenkgutschein; Cadabra liefert gespendete Kuscheltierkäufe gratis). Allerdings gibt es natürlich auch ehrlichere Charities, auch wenn diese sich gerne ebenfalls in Gamifizierte Bonussysteme der Social Media einbinden lassen.

Auch Weihnachts-Apps erfreuen sich großer Beliebtheit. Furore gemacht haben die Social Sousveillance-Games, die vor allem Kinder anhalten, bestimmte Verhaltensweisen in ihrem Umfeld zu dokumentieren und mit Belohnungen wie Punkten ("Heiligenscheinen" oder ähnliches) und einer konzernorganisierten Bescherung für die bravsten Kinder mit der höchsten Score locken, alles um sich herum zu bespitzeln.

Weihnachts-Matrixshopping

Schon seit der Zeit des Internets ist das Online-Shopping von Weihnachtsgeschenken ein fester Bestandteil des Weihnachtsgeschäfts. Warum sich auch in die Masse von Leuten einreihen, die kurz vor dem Heiligen Abend in den Geschäften noch nach einem Geschenk suchen, wenn man seine Einkäufe bequem von zuhause erledigen kann, mit Kommlink und Sim-Modul.

Der Nachteil des Onlineshoppings ist der Spam, dem man sich aussetzt. Die Online-Shopping-Hosts bombardieren zu Weihnachten alle User kontinuierlich mit Werbung, Rabatten und Gutscheine torpedieren, um deren Kaufbereitschaft zu erhöhen. Es soll sogar psychotrope Werbung mit verborgenen ASIST-Signalen geben, die unterschwellige Botschaften sendet, ein bestimmtes Produkt zu kaufen.

Gemeinsam Einsam

Für Viele ist die Zeit um Weihnachten eine einsame Zeit. Dass einem permanent durch TriD und AR-Spam heile Familienwelt suggeriert wird, macht das nicht besser. Aber selbst, wenn man eine einigermaßen funktionierende Familie hat - Viele möchten zu Weihnachten auch mal dem Trubel entfliehen. Und für all diese Bewohner der Sechsten Welt ist die Matrix ist der Ort, letztendlich doch nicht alleine feiern zu müssen, aber in relativer Entspannung feiern zu können.

In den globalen und lokalen Gittern der Megakonzerne werden eigene VR-Realms eingerichtet, wie das Winter Wonderland in Ares Global, das zu einem Besuch in die Wichtelwerkstadt des Weihnachtsmanns am Nordpol einlädt, wo man fleißigen Elfen bei der Arbeit zusehen kann. Beliebt sind auch die Last Christmas Chalets in Eternal Horizon, Weihnachts-Endlosparties zu aktuellen Weihnachts-Hittracks der novaheißen DJs und Sample-Zauber-Algorithmen Horizons.

Die VR-Welten der Megakonzerne, die überall aufzufindenden Dating-Netzwerke und virtuelle X-mas Partys sind nur zwei von zahlreichen Möglichkeiten die Einsamkeit des anonymen Billig-Appartement-Komplexes, in dem man lebt, zu vergessen. Statistisch gesehen verzeichnen die Gitter an den Weihnachtstagen die höchste Zugriffsrate. Und hierbei vor allem auf Pornos, Online-Bordelle und Sexshows. Virtueller Sex als weihnachtliche Ersatzbefriedigung.

Magisches Weihnachten

Magisch ist der Tag mit seiner Nähe zur Wintersonnenwende ebenfalls bedeutsam. Dies, kombiniert mit der emotionalen Bedeutung, die das Fest hat, geben der Weihnachtszeit eine spezielle magische Relevanz.

Das im heidnischen Kreis in Europa beliebte Julfest wird von Hexen und anderen Anhängern alter Naturreligionen auch für magische Rituale genutzt. Rituell zu Weihnachten geerntete Telesma sollen beispielsweise besonders effektiv in der Heilmagie einsetzbar sein. Zudem läutet Weihnachten die sogenannten Rauhnächte ein, zu denen Weissagungen über das kommende Jahr treffsicher sein sollen. Auch wählte Tír na nÓg diesen symbolischen und magisch bedeutsamen Tag um seine Gründung auszurufen. Sogar manche Fae achten Weihnachten als Fest - skandinavische Domovoi fordern dafür, dass sie das Jahr über Gutes für eine Familie tun, ein Weihnachtsgeschenk in Form einer Portion des Weihnachtsessens für sich ein, oder zumindest wird dies in Skandinavien weithin geglaubt.

Auch dunkle Kräfte nutzen die Magieschwemme zu Weihnachten. Die Blackburn-Morde in den 2060ern geschahen stets zu Weihnachten, weil ein wahnsinniger Adept so versuchte, den Schwund seiner Macht aufzuhalten. Der Mitternachtszirkel versuchte zu Weihnachten 2061, ein großes, dunkles Ritual an den Externsteinen durchzuführen, mit der zusätzlichen, durch den Halleyschen Kometen herbeigeführten Magiespitze, das von der Bischofsgarde Westphalens unter hohen Verlusten unterbunden werden konnte. Und schließlich erschien Ghostwalker zu Weihnachten 2061 im Watergate-Spalt - und brachte die Shedim in die Sechste Welt.

Metamenschen zu Weihnachten

In vielen Ländern sind Metamenschen inzwischen fest in die Riten des Weihnachtsfests integriert. Als Fest der Liebe wird Weihnachten vermarktet, als ein Fest, bei dem die Metatypen näher zusammenrücken und gemeinsam besinnlich dem Konsumrausch fröhnen. Natürlich ist es das nur bedingt. Zwar gibt es den Weihnachtsmann mittlerweile in allen Metatypen und sogar als Weihnachtsfrau (meist dargestellt von einer Elfe), aber das bedeutet noch lange kein besinnliches Beisammensein.

Neben den beliebten Sexy Weihnachtselfen, bzw. "Zuckerfeen" (leicht bekleideten Elfenfrauen, oft genug tatsächlich Stripperinnen oder Prostituierte als "Geschenk"), Zwergen als "Weihnachtskobolden", sind orkische und trollische Weihnachtsmänner , trollische Grinche und Weihnachtsriesen inzwischen Alltag in vielen Malls, Geschäftsstraßen oder auf Betriebsfeiern. Es gibt ein regelrechtes Agenturwesen, das sich um die Vermittlung solcher Darsteller kümmert und dafür eigene Karteien führt.

Diese stereotype Darstellung (die meist arg sexualisierten Weihnachtselfen bekommen beispielsweise fast immer tolkineske Namen wie Ameria, Celeste, Freya, Galadriel, Lyria, Myrwinn, Nyara, Raven, Shanna, oder Zyria) zeigt, dass Weihnachten natürlich rein gar nichts am Rassismus der Sechsten Welt ändert.

Viele Metamenschen, vor allem Trolle und Zwerge, die im Gedränge des Weihnachts-Kampfshoppings Probleme bekämen, weichen auf Online-Shopping für ihre Geschenke aus.

Schattenseiten des Fests

Das Fest der Liebe und des Konsums ist auch eine große Herausforderung für die Sicherheitskräfte. Ob staatliche Polizei, Privater Polizeidienstleister oder Konzernsicherheit, Weihnachten ist eine Zeit vieler Einsätze und hoher Alarmbereitschaft.

Weihnachtshass

Das Fest der Liebe ist für einige ein Fest des Hasses auf die, die es ihrer Meinung nach entweihen, oder generell seine Mitmetamenschen.

Im Alpenraum geht seit Mitte der 2070er der Krampus um, eine Mordserie, bei der "unsittlich" und "unartig" lebende Opfer grausam und ohne Zeugen niedergemetzelt werden. Erst als Critterangriffe und unzusammenhängend abgetan, tauchte der Name des Krampus immer wieder auf, und mittlerweile sind die Ermittlungsbehörden sich recht sicher, dass es sich bei dem Phänomen um mit Hilfe von Geistern ausgeführte Taten paneuropäisch organisierter christlicher Fundamentalisten handelt.

Erwähnenswert sind auch die sogenannte Weihnachtsmannmorde in der ADL, eine Kette von Morden an auffällig nicht-deutschen und metamenschlichen Weihnachtsdarstellern Ende der 2070er. Zwar wurde schon 2079 verkündet, dass die Morde wohl unzusammenhängend waren, aber die erneute Mordserie zeichnete sich schon ab. Auch 2080 wurde schnell ein Einzeltäter, Halim Berger, eins der Opfer, als Verursacher ausgemacht, aber Zweifel bleiben.

Die meiste weihnachtliche Niedertracht findet aber immer noch im Kleinen statt. Die weihnachtliche Familienkrise, weihnachtliche Seitensprünge und weihnachtliche Belästigung sind auch in der Sechsten Welt noch trauriger Alltag; mit den hierarchischen, neofeudalen Strukturen der Konzerne haben sich viele dieser Probleme sogar verschärft. Wer sich gegen übergriffige Vorgesetzte wehrt, kann schnell den Job darüber verlieren; Kommlinkdaten, die ein Hacker abschöpft, können einen Seitensprung im Glühweinrausch beweisen und in eine Erpressungsfalle führen, und wenn ein Ehepartner keinen Weihnachtsbonus bringt, kommt es (da viele Familien dieses Geld dringend brauchen) schnell zu brutaler Ehegewalt.

Manchmal tun Eltern etwas besonders grausames und setzen ein Kind, das sie einfach nicht mehr finanzieren können, zu Weihnachten aus, meist auf einem Weihnachtsmarkt oder anderem öffentlichem Gelände, in der Hoffnung, dass sich schon jemand seiner erbarmt.

Weihnachtsterror

Aufgrund des Hypes ist Weihnachten ein hochsymbolisches Ziel,das allerlei Terroristen anzieht. Terroranschläge gehören zu Weihnachten wie hohe Selbstmordraten. 2075 gab es beispielsweise einen Anschlag auf Lofwyrs Nummer 2, Vanadis Hyvönen, der mehrere Sicherheitsleute und Gäste der großen Saeder-Krupp-Weihnachtsgala tötete und Hyvönen schwer verletzte. Auch Ereignisse wie der Shutdown der Renraku-Arkologie in Seattle und das Auftauchen Ghostwalkers in Denver sowie Frankreichs Angriffe auf Konzerneinrichtungen in der SOX fallen auf Weihnachten. Auch Neo-Anarchisten wie die Axis F in Berlin nutzen Weihnachten gerne für Selbstmordanschläge auf "Konzernknechte" oder Bombenangriffe mit in Geschenken verpackten Sprengkörpern auf öffentlichen Plätzen.

Weihnachtsverbrechen

Natürlich ist schlafen weder organisierte Kriminalität noch Schatten zu Weihnachten.

Als oftmals der Unterschicht Angehörige und daher wenig weihnachtsaffine Personen sind Shadowrunner (wie Ganger und Mafiosi auch) dem Fest selten sehr verhaftet, aber sehen es als das, was es eben auch ist: eine Möglichkeit guter Geschäfte. Ob ein Zugriff auf eine Zielperson während einer Weihnachtsmesse seiner Religion (bei der meist nur wenige Bodyguards dabei sein dürfen) oder auf einem Weihnachtsmarkt im Gedränge, ein Datendiebstahl auf einer Weihnachtsfeier, eine Übergabe brisanter Daten (und folgende Extraktion des Überbringers) im weihnachtlichen Shoppinggetümmel oder die Sabotage einer Matrix-Messe - die Weihnachtzeit bietet Shadowrunnern auch ohne festliche Grundstimmung viele lukrative Möglichkeiten.

Das organisierte Verbrechen macht Weihnachten auch gute Geschäfte, unter anderem mit entsprechenden BTLs wahlweise gegen Weihnachtsdepressionen oder als "Weihnachtsmann-Horror-Beetles" für bewusst krassen Gegensatz sorgend, auch wenn der Absatz davon nicht immer sicher ist. Natürlich sind sie auch an vielen Betrügereien zu Weihnachten beteiligt.

Ein Kuriosum ist die X-MAS-Club-Go-Gang aus dem Pretoria-Witwatersrand-Vaal-Sprawl, die sich komplett auf Weihnachten gestyled hat, inklusive Rentierköpfen an den Bikes und deren Schlittenlook.

Vor allem ist Weihnachten aber auch ein Fest der Trickbetrüger und aggressiven Bedränger, Antanzer und Taschendiebe. Das kann eine Gruppe "Weihnachtselfen" sein, die aggressiv bettelt und ein "Nein" nicht akzeptiert; das kann eine weihnachtlich besoffene oder anderweitig bedröhnte Gang sein, das dann eine "Charity" sein, die nur abzockt oder wohlmeinende User einspannt, unschöne Dinge zu tun (beispielsweise Tierheimtiere zu "adoptieren", die dann in weihnachtlichen Kochtöpfen landen).

Weihnachtsdepressionen

Zwischen Konsumterror, Erpressungsversuchen, Terroranschlägen und Shadowruns, aufgestauter Wut und grassierendem Sozialneid sind Weihnachtsdepressionen jedes Jahr erneut ein großes Thema. Neben Vandalismus, spontanen Aufrühren, Massenpaniken von Ultimo-Shoppern und Tötungsdelikten im Familienkreis ist vor allem der Selbstmord zu Weihnachten trauriger Alltag. Es gibt sogar eigens für Weihnachten konzipierte Moodchips mit Weihnachtsvorfreude und Weihnachts-Seligkeit, sogenannte Santa Beetles, die für die Therapie von Weihnachtsdepressionen entwickelt wurden, aber auch auf der Straße eine gefragte Ware sind. Sie kombinieren Effekte eines Moodchips mit Erinnerungsspuren an glückliches Beisammensein mit Familien und singenden Kindern. Insbesondere Straßenchips mit begrenzter Laufzeit können dann zu einem jähen Crash nach Ablauf und Selbstmord führen, also präzise den gegenteiligen Effekt haben.

Konsum und Weihnachtsdepression finden auf traurige Art in der Statistk-Lotterie zusammen, eine vor allem in der ADL beliebte Wette auf genaue Selbstmordzahlen des Jahres, die von der staatlich beauftragten Allianz-Lotterie GmbH abgehalten wird. Diese makabere Lotterie lockt mit hohen Gewinnen und steht immer wieder im Verdacht, die Selbstmordzahlen durch selektive Erhebung (und Gerüchten zufolge direkte Manipulation von Suizidalen) zu verzerren.

Index

Quellenbücher

Deutsch

Englisch

M Arsenal 2070 ? M Bodyshop ? M Critterkompendium ? M Cyberpiraten! ? M Das Jahr des Kometen ? M Die Länder der Verheißung ? M Die Universelle Bruderschaft ? M Europa in den Schatten ? Niemandsland ? M Seattle: Smaragd im Schatten ? M Sprawl Überlebenshandbuch ? State of the Art 2064.01D ? M Straßenmagie ? M Strassensamurai-Katalog ? M Tödliche Schatten ? M Unterwelt-Quellenbuch ? M Unterwelten ?

M Arsenal, 6 M Aztlan, 18 M Chrome Flesh, 77 M Cyberpirates!, 47 M Feral Cities, 109 M Howling Shadows, 167 M Jet Set, 9 M Seattle Sprawl: Emerald Shadows, 18 M Shadows of Europe, 39 M Sprawl Survival Guide, 116 State of the Art: 2064, 53 M Street Magic, 82 M Street Lethal, 28 M Street Samurai Catalog, 65 Target: Wastelands, 59 M The Twilight Horizon, 48 M The Universal Brotherhood, 114 M Tir Na nOg, 34, 113 M Underworld Sourcebook, 106 M Vice, 37 M Year of the Comet, 8, 58, 59, 61

Promomaterialien

• M Novapuls 12, 1, 2, 3
• M Novapuls 24, 2
• M Novapuls 36, 1, 3
• M Novapuls 60, 1, 2, 3, 4
• M Novapuls 72, 2
• M Schattenload 12/2019, 1, 2, 3, 6

Romane

• M Shelley, 9, 12, 135, 137, 139, 289

Sonstiges

• M Alle Jahre wieder: Weihnachten in der ADL, 1 - 7
• M Geben und Nehmen , 1, 2, 5
• M | Promomaterial: Weihnachten im Konzern
• M | Promomaterial: Weihnachten in den Schatten
• M Shadowrun Returns: Hong Kong Sourcebook S. 42
• M Adventskalender 2019: Tür 9

Weblinks

• Shadowiki: Weihnachten