Arkologie
Eine Arkologie (engl. arcology) ist ein Gebäude oder ein Gebäudekomplex, der einen geschlossenen, urbanen Lebensraum mit dichter Besiedlung darstellt. Vor allem die Megakonzerne der Sechsten Welt haben diese Strukturen errichtet.
Begriff
Der Begriff ist ein Kofferwort aus Architektur und Ökologie.
Konzept
Das Konzept der Arkologie geht auf Paolo Soleri zurück, ein italienischer Architekt, der im 20. Jahrhundert lebte. Er wollte architektonische Planung und die Bedürfnisse einer urbanen Gemeinschaft enger miteinander verbinden, um gleichzeitig die ökologischen Auswirkungen beider zu minimieren. So sollte eine dichte und für das Zusammenleben optimierte Umgebung entstehen, die möglichst alle Stoffzyklen beinhaltet und so die natürliche Umwelt nur im geringen Maße belastet.
Eine Arkologie kann man als autarke Stadt mit extrem hoher Bevölkerungsdichte betrachten. Sie produziert alle Güter, die zur Deckung der Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung notwendig sind, dazu zählt insbesondere eine unabhängige Stromversorgung und die Herstellung von Nahrungsmitteln. Aufgrund ihrer kompakten Bauweise kann der Zugang zu Infrastruktur, wie Wasserversorgung, Abfallentsorgung und Abwasser, zu minimalen Kosten realisiert werden, außerdem werden durch sie die Transportwege extrem verkürzt, so dass keine Kraftfahrzeuge mehr benötigt werden. Abfall und Abwasser werden in der Arkologie aufbereitet und wiederverwendet.
Insgesamt zielt die Integration von Bevölkerung und Infrastruktur darauf ab, die Entnahme von Energie, Ressourcen und den Verbrauch von Baufläche, sowie die Abgabe von Abfallstoffen an die Umwelt so gering wie möglich zu halten, also ein nährungsweise geschlossenes oder abgeschlossenes System zu errichten. Dieses Ziel wird allerdings in den meisten modernen Arkologien nicht verwirklicht. Und zwar nicht, weil die Herstellung eines autarken Lebensraums ein schwieriges Unterfangen ist, sondern weil die meisten Bauherren und Besitzer der heutigen Arkologien, die Konzerne, gar kein Interesse daran haben einen geschlossenen Lebensraum zu schaffen. Arkologien sind vielmehr Elemente eines riesigen wirtschaftlichen Produktionskreislaufs und erfüllen daher häufig weder die Anforderungen an Energie- und Ressourcenverbrauch noch an die Abfuhr von Endprodukten, die das ursprüngliche Konzept vorsieht. Tatsächlich autarke Arkologien werden dagegen vorallem in lebensfeindlichen Umgebungen errichtet.
Gesellschaft
Die Entwicklung der Arkologiegesellschaft kann man auch als Entwicklung der Konzerngesellschaft betrachten. Mehr als alle anderen Aspekte hat der geschlossene Lebensraum der modernen Arkologien dazu beigetragen, dass sich Konzerne zu eigenständigen staatenähnlichen Gebilden entwickelt haben. War die Exterritorialität zunächst vorallem nützlich für das Geschäft, hat sie sich hier zu einer neuen Qualität entwickelt. Die Bevölkerung einer Arkologie besteht meist nur aus Konzernbürgern, die hier wie in einer eigenen Stadt und unter völliger Kontrolle durch den Konzern leben. Diese Umgebung ermöglicht die vollständige Immersion eines Konzernangestellen in die Kultur seines Konzerns, gleichzeitig bedeutet sie, dass sein Arbeitsverhältnis auch Wohnort, Lebensumgebung, Freizeitgestaltung und Einkaufsgewohnheiten von ihm und seiner Familie bestimmt. Die Identifikation eines Angestellten mit seinem Arbeitgeber nimmt dadurch eine Form an, die man tatsächlich nur mit einer nationalen oder ethnischen Identität vergleichen kann. In der Arkologie wurde aus dem Angestellten der Konzernbürger.
Die Schattenseite dieser Entwicklung ist eine allgegenwärtige Überwachung durch den Konzern. In den meisten Arkologien werden beständig Informationen über Bewohner und Besucher gesammelt und ausgewertet. Ein anderer Aspekt ist, dass die Arkologie nur ein scheinbar öffentlicher Raum ist. Tatsächlich reflektiert dieser Raum aber die Ansichten einer privaten Institution, die jederzeit aufgrund der ihr zufallenden Jurisdiktion kritische Äußerungen in ihrer Einrichtung unterbinden kann. Viele Arkologiebürger vergessen diesen Umstand, denn weder Überwachung noch Bevormundung verhindern, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung einer Arkologie diese praktisch nie verlässt.
Für mich ist das alles nicht überraschend. Wenn man in der Konzernwelt lebt, sieht dank der Konsumgleichschaltung sowieso fast jeder Ort gleich aus und exotische Erfahrungen kann man sich immer noch über die Matrix besorgen. Natürlich ist das Aufregendste was sich im Leben eines Arkies ereignet, dass er sich heimlich die illegale Version eines Matrixgames beschafft oder eine Affäre mit der Frau seines Arbeitskollegen anfängt. Beides hat die Arkologieverwaltung in Wirklichkeit längst registriert, aber solche Kleinigkeiten spielen natürlich erst eine Rolle, wenn er seine Arbeit nicht mehr erledigt. Wenn er aber regelmäßig den halben Tag außerhalb der Arkologie verbringt, ruft das schon mehr Argwohn hervor und kann früher oder später zu einer präventiven Terminierung des Arbeitsverhältnis führen. Das weiß halt auch der Arkie. | |
Nomino |
Je wichtiger ein Angestellter für einen Konzern, desto größer ist die Bereitschaft, für ihn eine Unterbringung in einer konzerneigenen Einrichtung zu ermöglichen. Bei städtischen Arkologien werden aber längst nicht alle Arbeitskräfte, die in einer Arkologie tätig sind, auch hier untergebracht. Obwohl es also einen gewissen Fluss an Arbeitskräften und für gewöhnlich auch Besuchern zwischen der Arkologie und der umgebenen Stadt gibt, gelingt es den meisten Konzernen unerwünschte Elemente, also sozial Schwache oder Kriminelle, aus der Arkologie fernzuhalten. Es gibt eine Art unausgesprochenes Abkommen zwischen dem Angestellten und seinem Arbeitgeber: Er und gegebenenfalls seine Familie können in einer sicheren Umgebung leben und werden vor den negativen, sozialen Auswirkungen, die die Konzernwelt durch ihr Wirtschaften verursacht, beschützt. Im Gegenzug zeigt er sich loyal und stellt die Handlung des Konzerns nicht in Frage.
Outsourcing des Elendes von Carla del Rodriguez kann ich in diesem Zusammenhang zur Lektüre empfehlen! | |
KPler Arbeiter aller Länder vereinigt euch ... mañana. |
Dieses Arrangement ist für den Konzern von Vorteil. Indem er ganze Familien in seinen Einrichtungen beherbergt, entsteht eine Klasse von zukünftigen Angestellten, die nicht nur fast ausschließlich seine Produkte und von ihm gefilterte Nachrichten und Informationen konsumiert, sondern deren persönliche Beziehungen fast ausschließlich zu anderen Konzernangehörigen bestehen. Aus diesem Pool kann er neue loyale Arbeitskräfte rekrutieren, die er nach seinem Bild geformt hat. Unter den heutigen Wettbewerbsbedingungen, die bei der Rekrutierung von Angestellten von aggressiven Abwerbungsmethoden bis zu Entführungen, sogenannten Extraktionen, reichen, stellen diese eine wertvolle Ressource dar. Aber auch die Bereitschaft in Sinne des Konzerns zu handeln und seine Sichtweise zu teilen, geht wesentlich weiter, als bei Arkologiebewohnern der ersten Generation.
Typen
Es gibt verschiedene Formen von Arkologien. Die geläufigste Form, ist die urbane Konzernarkologie, wie sie sich heute in vielen Städten findet. Sie ist als Einkaufs- und Dienstleistungszentrum, sowie als Arbeitsplatz an ihre Umgebung angeschlossen. Typische Arkologien haben Bevölkerungszahlen in der Größenordnung von 10.000 Einwohnern, sie sind aber meist nicht autark. Oft werden sie auch in Form einer Mini-Arkologie gebaut, was auf eine geringere Anwohnerzahl und noch stärkere Abhängigkeit von der umgebenen Stadt hindeutet. Als Repräsentation von Konzernmacht und prestigeträchtige Bauprojekte zeichnen sich die meisten Arkologien durch eine imposante Architektur aus.
Weniger geläufig sind nährungsweise autarke Arkologien, die meist zu Forschungs- manchmal auch zu Produktionszwecken in lebensfeindlichen oder zumindestens für die Metamenschheit feindlichen Umgebungen errichtet werden. Die Umgebung wird nicht immer wegen ihres wissenschaftlichen Wertes gewählt, sondern stellt auch eine erste Stufe im Sicherheitskonzept der Einrichtung dar. Daher sind diese Strukturen nicht öffentlich zugänglich. Die Bauform und der Grad an Autarkie richtet sich vorallem nach der Umgebung, Aquakologien, also unterseeische Arkologien, extraterristrische Habitate, die zum Teil zu den Arkologien gezählt werden, oder Einrichtungen in toxischen Zonen müssen stärker unabhängig sein, als Wüsten- oder Polararkologien.
Ob das mit dem weniger geläufig so stimmt, würde ich anzweifeln. Ein Chummer von mir hat mal die Horrortrid-Neuerscheinungen von 2069 bis 2070 durchgesehen. Laut ihm spielen 70% in einer abgelegenen Forschungsarkologie. Okay, die Öffentlichkeit hat vielleicht stereotype Vorstellungen von solchen Orten. Aber mehr Leute haben von ihnen gehört, als es den Konzernen lieb sein dürfte. | |
Netzfischer |
Vorstöße in Richtung autarker Arkologien gab es vorallem durch die Proteus AG, die eine Reihe sogenannter Arkoblöcke errichtet hat. Sie sind als hermetisch abgeschlossene Lebensräume konzipiert. Die Bezeichnung orientiert sich an der monolithischen Bauform der riesigen Strukturen.
Schließlich gibt es sogennante Wohnarkologien, die allerdings das Konzept einer intergrierten Wohn- und Arbeitsumgebung aufweichen. Nicht nur Konzerne errichten diese Anlagen für ihre Bürger, auch beim öffentlichen Wohnungsbau plant man immer öfter in Form von Arkologien.
Übersicht Arkologien
Konzernarkologien
Name | Eigner | Standort |
---|---|---|
? | ? | Antarktis, Mt. Kirkpatrick |
? | Evo | Malaysia, Kuala Lumpur |
? | Mitsuhama | Malaysia, Kuala Lumpur |
? | Mitsuhama | Tsimshian |
? | Monobe | Turkestan, Taklamakan-Wüste |
? | Pacific Foods | CFS, San Francisco |
? | Renraku | Antartika |
? | Renraku | Henan, Bengbu |
? | Renraku | Malaysia, Kuala Lumpur |
? | Tan Tien | Singapur, Sentosa |
? | Yokogawa Incorporated | Japan, Neo-Tokio, Nishi-Shinjuku |
Angel Towers Arcology | Regulus Joint Industries | Großbritannien, London |
Aztechnology Pyramide | Aztechnology | UCAS, Seattle Metroplex |
Baguio Arcology | Mitsuhama | Philippinen |
GENOM-Arkologie | GENOM | Schweiz, Basel |
Saeder-Krupp-Arkologie | Saeder-Krupp | ADL, Rhein-Ruhr-Megaplex |
Sugamo Retirement Arcology | ? | Japan, Neo-Tokio, Toshima |
Telestrian Habitat | Telestrian Industries | Tir Tairngire, Portland |
Woodwards Arcology | ? | Salish-Shidhe Council, Vancouver |
World Square | Tanamyre Resources | Australien, Sydney |
Ziggurat | ? | Irak, Basra |
Staatliche Arkologien
Name | Eigner | Standort |
---|---|---|
Arcology Commercial and Housing Enclave | UCAS | UCAS, Seattle Metroplex |
Consilium-Arkologie | NEEC | Brüssel European City |
Showa Research Facility | Japanisches Kaiserreich | Antarktis, Enderbyland |
Quellenindex
Informationen |
Informationen |