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Version vom 25. Februar 2009, 09:48 Uhr
Die Technomancer sind ein Phänomen, welches nach dem Crash 2.0 auftrat.
Technomancer und Otaku
Bereits vor dem zweiten Crash war eingeweihten Kreisen die Existenz der so genannten "Kinder der Matrix" bekannt, der Otaku. Aber im Gegensatz zu den Otaku, die mit Eintreten der Pubertät ihre Fähigkeiten verloren, handelt es sich bei den Technomancer auch um Erwachsene.
Der größte Unterschied allerdings ist, dass Otaku auf eine Datenbuchse angewiesen waren. Ein Technomancer hat die Fähigkeit, völlig ohne technische Schnittstelle, die Datenströme der Virtuellen Realität der Matrix und der Augmented Reality (AR) zu betreten und zu manipulieren. Ebenso können sie auch Drohnen, elektronische Haussysteme und andere computergesteuerte Hardware ohne jegliche technischen Hilfsmittel hacken und nach mittels reiner Willenskraft beeinflussen, kontrollieren und steuern.
Entstehung
Während des Crash 2.0 waren viele Personen, die sich in die Matrix eingeloggt hatten, für Tage (zum Teil auch für Wochen) in der Matrix gefangen. Viele starben in dieser Zeit am Biofeedback des Virus. Aber einige überlebten. Es wird vermutet, dass der Crash-Virus das Bewusstsein dieser Personen verändert hat.
Die Beteiligung der Künstlichen Intelligenz Deus sowie die Gerüchte über die Tiefenresonanz, die angeblich die Otaku erschuf, erhärten diese Theorie. Genaueres ist allerdings nicht bekannt.
Viele - wenn nicht alle - der neuen Technomancer leiden am sogenannten "Artifiziell-Induziertes psychotropisches Schizophreniesyndrom" (AIPS). Konzernmediziner, die die - vielfach unbewußten und instinktiv genutzten - Technomancerfähigkeiten bei AIPS-Patienten beobachteten, bezeichneten diese Personen zunächst - in Anlehnung an die Terminologie der Parapsychologie und der Psioniker - als "Technokinetiker".
Fähigkeiten
Ebenso wie die Otaku, verwenden Technomancer eine "Lebende Persona". Diese wird nicht durch das MPCP eines Cyberdecks, sondern durch den Geist des Technomacers geformt. Mit dieser Persona bewegt sich der Technomancer durch die Matrix.
Gleichfalls benutzen Technomancer keine geschriebenen und gespeicherten Programme, sondern sogenannte "Komplexe Formen". Diese erfüllen den gleichen Zweck, werden aber durch den Willen des Technomacers geformt und ausgeführt.
Als Equivalent zu den Semiautonomen Knowbots (SK) formen Technomancer und Otaku sogenannte "Sprites".
Die Arbeitsweise eines Technomancers ist also mit einem Magier vergleichbar, der sein Bewusstsein in den Astralraum projiziert und dort das Mana nach seinem Willen formt? Gruselig. | |
Duracel |
Technomancer können sich weiterhin - wie die Otaku vor dem Crash von 2064 - sogenannten Wandlungen unterziehen, die man am ehesten mit einer Initiation eines magisch Begabten vergleichen kann, und dadurch erweiterte Fähigkeiten - die sogenannten Echos - erwerben oder sich einen Daemon erschaffen, einen virtuellen Begleiter, der ihr Äquivalent zum Verbündeten Geist eines initiierten Magiers darstellt.
Technomancer erleiden - wie die Otaku - Schwund, der sich bei ihnen jedoch eher mit dem Entzug vergleichen lässt, dem Magier ausgesetzt sind, wenn sie Zaubersprüche wirken, und der sich in Erschöpfungszuständen, körperlicher Schwäche und extremer Müdigkeit äußert. Dieser Schwund ist somit nicht permanent, sondern die Fähigkeit, auf die Ressonanz zuzugreifen regeneriert sich vielmehr im Normalfalle, wenn der Technomancer sich ausruhen kann. Weiterhin ist für Technomancer der Aufenthalt in einer auf die AR bezogen statischen oder gar toten Zone, wo sie keinen Verbindung zur WiFi-Matrix aufbauen können, körperlich unangenehm und ausgesprochen desorientierend. Außerdem kann - speziell längerfristiger - geistiger Kontakt zu vorsinnflutlicher, nicht zur Vernetzung bestimmter Technik Technomancern physische Schmerzen und schlimmstenfalls sogar geistigen Schaden zufügen.
Stellung
Nach dem 2. Matrixcrash im November 2064 fanden sich viele der neuen Technomancer zu nächst einmal in Nervenheilanstalten, Psychiatrischen Kliniken, F&E-Abteilungen der Konzerne oder Irrenhäusern wieder, da «AIPS» als Geisteskrankheit klassifiziert und sie somit als schwerwiegend geistesgestört eingestuft wurden. Einige begaben sich sogar freiwillig in die Hände von Nervenärzten und Psychiatern, da sie mit dem permanenten Hintergrundrauschen der sie umgebenden Technologie nicht zurecht kamen. Technomancer, die sich ihrer Gabe bewußt waren oder es wurden, und sie gezielt einsetzten, hielten ihre Fähigkeit vielfach geheim und arbeiteten nicht selten als Shadowrunner in den Schatten.
Im Herbst des Jahres 2070 kam es zu den Ereignissen des sogenannten «
Informationen |
», bei denen die Existenz der Technomancer, die bis dahin von vielen als Urbane Legende abgetan worden war, offenkundig wurde. Beim Ausbruch aus einer Konzernanlage Mitsuhamas in Hongkong verursachten einige Technomancer eine Katastrophe. Es stellte sich heraus, dass die Konzerne wie etwa NeoNET und Renraku schon seit einigen Jahren an AIPS-Patienten/Technomancern, die sie teilweise einfach von der Straße weg entführt hatten, grausame medizinische Experimente durchführten, um deren Kräfte zu ergründen und für sich nutzbar zu machen. Statt dass nun aber die Öffentlichkeit Mitleid für die missbrauchten und gequälten Technomancer empfunden hätte, und es eine allgemeine Empörung über das in jeder Hinsicht unethische Verhalten der Kons gegeben hätte, reagierte die Allgemeinheit mit Furcht, komplettem Unverständnis und Hass auf die Technomancer. Rund um den Globus kam es zu regelrechten Hexenjagden und Progromen gegen die Technomancer, die vielfach Opfer von sich spontan bildenden Lynchmobs wurden. Selbst in den Schatten reagierten viele wie der Hobgoblin Clockwork mit Hass und Unverständnis auf Chummer, die sich (unfreiwillig) als Technomancer outeten, und sogar Vertreter der Neo-A-Szene wie der Münchner Piratensender «Jolly Roger» riefen öffentlich zur Jagd auf die Technomancer auf, die sie für eine Bedrohung der Metamenschheit hielten. Nicht selten stellte sich zudem der Humanis Policlub, der sich ja auch gegen jegliche Erwachten wendet, bei der Jagd auf die Technomancer in die vorderste Reihe... Eine positive Ausnahmen war im Übrigen ausgerechnet Neo-Tokyo in Japan, wo man eher bereit war, Technomancer - oder KIs, was das angeht - zu akzeptieren, als Metamenschen.
...was aber nicht heißt, dass die Japaner nicht einfach weggeschaut hätten, wenn die Japanacorps Technomancer in ihre Laborkomplexe verschleppt haben, um sie einer Vivisektion zu unterziehen. - Sicher, es gab hier, im Land der aufgehenden Sonne keine überkochende Lynchstimmung gegen die Technomancer, aber verteidigt hat uns trotzdem praktisch niemand. Den Kopf in den Sand stecken, und sich denken: "Wenn die Konzerncops den oder jenen festnehmen, dann werden sie schon ihre Gründe haben", lautete die Devise der braven, japanischen Sararimen...! | |
Netcat |
Die Horizon Group in Los Angeles stellte ebenfalls eine positive Ausnahme dar, da sie Technomancer von Anfang an ähnlich wie Magier als wertvollen Aktivposten erkannte, den man gut behandeln mußte statt - wie es die Konkurrenz tat - ihre Gehirne zu sezieren. Vorgänge wie in der Klinik im MSP-Sprawl, wo der Arzt Dr. Julio Gonzales-Schwartz den AIPS-Patienten Christian Lafleur als Versuchskaninchen mißbrauchte, waren in Horizon-Einrichtungen tatsächlich nur Ausnahmen und Einzelfälle, die von der Konzernleitung - anders als etwa bei Renraku in München oder NeoNET - nicht abgesegnet oder auch nur gebilligt waren. Das Erscheinen der Künstlichen Intelligenzen der zweiten Generation, das die Öffentlichkeit noch mehr schockierte, als es die Technomancer getan hatten, sorgte dann dafür, dass der Verfolgungsdruck auf die Technomancer etwas nach ließ.
Im folgenden Jahr haben dann der Konzerngerichtshof und die Regierungen und Behörden vieler Nationalstaaten - wie etwa das Amt des Lordprotektors in Großbritannien oder die NEEC - Gesetze und Verordnungen über eine Melde- und Registrierungspflicht für Technomancer erlassen. Hierbei waren speziell konservative, reaktionäre und generell rechts-lastige Politiker wie Kenneth Brackhaven in Seattle die treibende Kraft. Dieser verdankt vermutlich der Tatsache, dass seine politische Gegenspielerin Josephine Dzhugashvili eine Technomancerin ist, seine Wahl zum Gouverneur von Seattle, da die Gegenkandidatin ihre Bewerbung um das Gouverneursamt auf dem Höhepunkt der Technomancer-Hysterie zurückzog. Auf der anderen seite setzten sich Transhumanisten und liberale Politiker wie etwa die Technokratische Partei in den UCAS oder die japanische Kaiserin Hitomi Shiawase und die Konzerne Evo und Horizon ebenso für die Rechte von Technomancern ein, wie für jene von AIs. In Japan wurden zwar an Schulen Reihenuntersuchungen eingeführt, um Kinder mit Technomancerfertigkeiten zu identifizieren, ein Meldepflicht für Technomancer existiert im Japanischen Kaiserreich jedoch auch 2071 nicht.
Quellenindex
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