Blue Ice
Blue Ice Überblick (Stand: 2071) |
Kurzbeschreibung:
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Lage: Sapporo, ehem. olympisches Eisstadion |
Besitzer:
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Sicherheit:
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Das Blue Ice ist eine riesige Schlittschuh-Disco im japanischen Sapporo und in den beginnenden 2070ern der örtliche Hotspot für Manga-Musik-Fans.
Geschichte
Das «Blue Ice» ist - letzten Endes - ein Überbleibsel der Olympischen Winterspiele, die 1972 in Sapporo stattgefunden hatten. Es war ursprünglich das Eiskunstlaufstadion für die Olympiade gewesen, und nahm sich dem entsprechend im 21. Jahrhundert, als dieses sportliche Großereigniss fast schon vergessen war, beinahe grotesk überdimensioniert aus. Der Name leitete sich davon ab, dass alle von den Japanern für jenes internationale Sportevent angelegten Kunsteis-Flächen seiner Zeit eine ausgesprochen unnatürlich blaue Färbung aufgewiesen hatten, was für das Gastgeberland damals einen peinlichen Gesichtsverlust darstellte.
Die Halle war - unter einer Unzahl wechselnder Betreiber, von denen nicht wenige Strohmänner des einen oder anderen Yakuza-Clans waren - zunächst Kunsteisbahn, und später Rollschuhbahn respektive Rollschuhdisco. In den frühen 2050ern noch eine In-Location für die japanischen Schüler und Studenten, die in Sapporo ihre Winterferien verbrachten, kam die ganze Einrichtung in der Folge immer mehr herunter. Die Schäden, die die Erdbeben im Gefolge des Ausbruchs des Ring of Fire im Jahr des Kometen auch hier anrichteten, wurden nur noch notdürftig behoben. Als 2064 der Crash 2.0 zuschlug, diente der heruntergekommene Skater-Klub schon seit fast zwei Jahren praktisch nur noch den gewalttätigen Bosozoku-Gangs und halbwüchsigen Möchtegern-Yakuzas als Kulisse zur Austragung ihrer blutigen Meinungsverschiedenheiten. Die Yak-Tarnfirma, die die Disko nominell betrieben und sie im Wesentlichen nur als physische Adresse und legale Fassade eines illegalen Knotens für Matrix-Downloads ihrer Bootlegs von Musik-Chips gefragter Idoru-Künstler genutzt hatte, wurde vom Crash in den Orkus gespühlt. Zudem kam es bei den Post-Crash-Ausschreitungen zu einem Brand der Halle, wobei das Feuer möglicher Weise auch durch Kurzschlüsse ausgelöst worden war. - In jedem Fall tauchten die Fire Fighter von Yokogawa mit gewaltiger Verspätung auf, und lediglich, um eine mögliche Ausbreitung des Brandes zu verhindern. - Offenbar gab es aber andere Entitäten, denen das Schicksal des «Blue Ice» weit weniger gleichgültig war: Als die Konzernfeuerwehrmänner am Brandort erschienen, konnten sie - zu ihrem grenzenlosen Erstaunen - mit ansehen, wie mehrere materialisierte Kami, welche Augenzeugen später als "Oni aus Wasser, Frost und Schnee" beschrieben, die letzten Reste des Feuers erstickten, und jeden Menschen auf Abstand zwangen, der versuchte, sich der einstigen Eishalle zu nähern. Die Ganger und Randalierer hatten zu diesem Zeitpunkt längst das Weite gesucht, und die Feuerwehrmänner, die ohnehin nach den zahllosen Einsätzen der vergangenen Stunden erschöpft waren, rückten so rasch es ohne Gesichtsverlust möglich war, wieder ab. Man informierte die lokalen Shintopriester von dem ungewöhnlichen Geschehen, aber diese hatten in den Tagen und Wochen nach dem Crash genug andere und weit dringlichere Verpflichtungen, als dass sie sich um die Vorgänge in einer heruntergekommenen und nun offenbar von Geistern besetzten Disko hätten kümmern können...
Das NEUE «Blue Ice»
Dass eine Gruppe - bis dahin völlig unbekannter - Investoren die ruinierte einstige olympische Eisbahn keinen vollen Monat nach dem Crash erwarb, sich anscheinend mit den Kami, die das Gebäude vor der Vernichtung durch das Feuer bewahrt hatten, gütlich einigte und die Disko anschließend wieder zu der Kunst-Eis-Stadion machte, die sie während der Olympiade gewesen war, geschah fast unbemerkt. - Um so größer war der Paukenschlag, als das «Blue Ice» zum Chinesischen Neujahrsfest 2066 seine Neueröffnung feierte: Neuartige AR-Laser- und Holographie-Technologie bevölkerte die Eisfläche mit zahllosen virtuellen Charakteren aus populären Mangas und Animes die durch die Bank auf Schlittschuhen standen, und sich zwischen den Gästen aus Fleisch und Blut wie selbstverständlich bewegten, und dabei gefeierte Eiskunstlauf-Choreographien der vergangenen 100 Jahre zur Schau stellten. Beschallt wurde das ganze mit Virtueller Surround-Musik, einem Novum, das gerade in der Manga-Musik-Szene Japans und Koreas mit Begeisterung aufgenommen worden war. Jeder Gast bekam dabei jeweils genau die Songs zu hören, die er sich ausgesucht hatte, ohne, daß auch nur einer der anderen Tänzer die selbe Musik zu hören brauchte. - Und wer die AR gegen den Blick in den Astralraum zu tauschen vermochte, der erlebte - zu seiner vermutlich grenzenlosen Überraschung - dass die Tanzfläche auf der astralen Ebene außer von den Auren der (meta)menschlichen Discobesucher auch von zahllosen Geistern bevölkert wurde. Das Konzept schlug wie eine Bombe ein, und der Laden erreichte im Land der Aufgehenden Sonne eine Popularität, die sich vor weltweit bekannten Clubs wie «Dante's» oder des «Underworld 93» in Seattle nicht verstecken mußte. Spätestens nach dem Abflauen der Technomancer-Verfolgung von 2071 ist das «Blue Ice» außer für Cybersportler mit ihren implantierten Cyberskates, Techno-Feteschisten und - oft in Crossplayer-Manier kostümierten - Manga-Musik-Fans jedes Geschlechts und Metatyps auch zu einem Anziehungspunkt für Technomancer geworden. Gerüchten zu Folge sollen zudem unter den Virtuellen Personen, die neben den lebenden Gästen die Eisfläche bevölkern, gelegentlich auch Personas sein, die metasapienten KIs als AR-/VR-Repräsentation dienen... Das Erstaunlichste am «Blue Ice» ist aber wohl, dass all diese unterschiedlichen Gäste auf dem Eis - ob nun neben- oder miteinander - meist völlig friedlich eine einzige große Party feiern, ohne daß es bis lang zu nennenswerten Zwischenfällen, Hackerangriffen auf die AR des Clubs oder die Cyberware der Besucher oder größeren Auseinandersetzungen unter den Gästen gekommen wäre!
...und zwar, trotz der Öffnung des Clubs für Virtuakinetiker, Cyberfreaks, Kawaruhito und Changelings, und obwohl sich der Club den erstaunlichen Luxus leistet, auf eine durch ihre physische Präsenz einschüchternde Security-Mannschaft praktisch komplett zu verzichten, die in praktisch jedem anderen Lokal unerlässlich wäre! | |
Clubkid Reloaded ...zumal, wenn ein Laden dann auch noch eine derartige Toleranz bei der Einlasspolitik an den Tag legt, und das hier, in Japan! |
Anders als seiner Zeit, bei der Winterolympiade 1972 ist die leuchtend cyan- bis cobaltblaue Färbung der Eisfläche in der heutigen Schlittschuh-Disco natürlich absolut beabsichtigt und gewollt...
In einem der alten Neben- respektive Wirtschaftsgebäude des Eisstadions befindet sich zudem eines der beiden «Hen-Tai Gardens» Mushi-Sushi-Restaurants, das vornehmlich von Besuchern der Schlittschuhdisko frequentiert wird.
Besitzer
Das Konsortium der Investoren die hinter dem heutigen «Blue Ice» stehen, ist eine mindestens ebenso ungewöhnliche Mischung, wie das Publikum: Der Geschäftsführer und - wenigstens offiziell - größte Anteilseigner des Clubs ist ein Veteran des untergegangenen Beppu Data Haven, der im Crash 2.0 seine Kriminelle SIN, die man ihm wegen illegaler Decker- und Info-Schieber-Aktivitäten in seiner Studentenzeit verpasst hatte, losgeworden ist. Mit nun blütenweißen Weste, einer maßgeschneiderten, neuen ID und einer immensen Summe Nuyen, die er sich im Chaos des Crash auf dem virtuellen Börsenparkett sichern konnte, hat er sich als Club-Besitzer aus den Schatten zurückgezogen. Mit im Konsortium sind des weiteren zwei Ex-Idoru, deren Musikerkarrieren wärend des Crashs ein Ende fanden, und von denen der eine - seit seinem Tod durch Jormungand während eines fatalen Online-Konzerts - ein E-Geist ist, sowie wenigstens ein freier Geist des Wassers, der offenkundig dem Typus Animus zuzurechnen ist.
Dieser Geist bzw. Kami - dessen Vorliebe für (meta)menschliche Musik und Popkultur nur noch von seiner tiefen Abneigung gegen jede Form von Konflikt und Gewalt übertroffen wird - ist es auch, der für die schon unnatürliche Friedfertigkeit des Publikums im «Blue Ice» verantwortlich ist. Während der Club geöffnet ist, kontrolliert er nämlich permanent die Stimmung der Gäste mit einem Moblaune-Zauber, der jede Skala von menschlichen Magiern oder Schamanen gewirkte Sprüche sprengt, und effektiv verhindert, dass die Stimmung im Publikum kippt, und es zu gewaltsamen Streitigkeiten, Auseinandersetzungen oder gar zu Ausschreitungen auf oder neben dem Eis käme... Falls seine Partner und Mitbesitzer ahnen oder gar wissen, auf welche Weise er sich seiner Aufgabe, für die Astrale Sicherheit des Clubs zu sorgen, entledigt, unternehmen sie zumindest nichts dagegen, auch wenn seine Methode nach gültigem, japanischen Magie-Recht einem magischen Angriff auf die Gäste gleichkommt.
DJ, VJ und HoloJ des «Blue Ice» ist eine emergente KI, die sich selbt den Namen "Phantôme" gegeben und sich aus einem hochklassigen Synthesizer-Expertensystem entwickelt hat.
Der selbstgewählte Name dieses digitalen Künstlers leitet sich übrigens vom "Phantom der Oper" ab... nur so nebenbei. | |
Music-Fan 1.0 |
Darüber hinaus besteht eine stillen Teilhaberschaft Buttercups, des weiblichen Freien Geists und bekannten Evo-Großaktionärs sowie eine - sorgfältig verschleierte - finanzielle Beteiligung sowohl des Northern-Star-Rings als auch der Wladiwostoker Kawaru-gumi.
"Finanzielle Beteiligung von Buttercup"? Kann man ja gleich schreiben, dass die KIs auf dem Papier EVO gehören. Schließlich sagt das japanische KI-Gesetz, dass sie Programme sind, die dem Konzern gehören, aus dessen Kernel sie entstanden sind. Aber da die Bude über Buttercup faktisch zu EVO gehört, wird sich da keiner rantrauen - weil das ansonsten ziemlich schnell zu ExTer gemacht wird, indem ein paar Aktien vom Strohmann zum eigentlichen Besitzer verschoben werden. Und dass EVO KI's sehr offen gegenübersteht dürfte allgemein bekannt sein. | |
J.R. Ackermann - Wobei man im Hinterkopf behalten sollte, dass offizielle Besitztitel nicht unbedingt etwas über die tatsächliche Kontrolle über eine Einrichtung aussagen müssen. |
Weblinks