Straßendoc

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Als Straßendoc bezeichnet man einen illegitimen, nicht lizenzierten Mediziner, der üblicherweise über beschränkte Mittel verfügt. Straßendocs sind ein wichtiger Bestandteil der kriminellen Subkultur der Schatten der Sechsten Welt

Ein Straßendoc ist die Adresse für die medizinischen Nöte der SINlosen und Unversicherten. Egal ob Notversorgung, wenn ein Shadowrun in die Hose gegangen ist oder Implantatchirurgie, wenn mal Geld für neue Cyberware da ist - der straßendoc ist die erste Anlaufstelle für Schattenvolk.[1]

Ein Straßendoc kann ein Quacksalber sein, oder ein Top-Chirurg. Er wird immer den Mund halten und weder verdächtige Wunden an die Konzernsicherheit melden, noch Cyberware für das komplette Garantiepaket beim Hersteller registrieren. Er hat schließlich seine eigenen Leichen im Keller.[2][3]

Dienstleistungen

Service Kosten
Erstellen eines medizinischen Profils[4] 20¥[4][5] - 240¥ [4][5]
Implantatchirurgie[4] 40¥[4][5] - 480¥[4][5]
therapeutische Chirurgie[4] 30¥[4][5] - 320¥[4][5]
Leichte Bioformung[4] 25¥[4][5] - 300¥[4][5]
Mittlere Bioformung[4] 50¥[4][5] - 600¥[4][5]
Traumachirurgie[4] 50¥[4][5] - 600¥[4][5]
Transplantationschirurgie[4] 40¥[4][5] - 480¥[4][5]
Cyberware-Reparatur [4] 100¥[4]
einfache Krankenhauspflege[4] 100¥[4][5] - 1000¥ pro Tag[4][5]
Intensivpflege[4] 1000[4][5] - 2000¥ pro Tag[4][5]

Es ist gerade in den Schatten nicht immer praktisch, eine offizielle Klinik aufzusuchen. Da müssen viele verdächtige Verletzungen gemeldet werden, und werden es auch meist, denn da hängt für die Klinikbetreiber die Lizenz dran[1]. In jedem Fall ist das viel Papierkram - und damit eine Datenspur.[6]

In so einer Situation ist ein Straßendoc unter Umständen ein echter Lebensretter.[1] Hier kommen Straßendocs ins Spiel. Ob getarnt als legitimes Geschäft[1] oder mobiler Schattenmediziner[7], allen dieser Docs gemein ist, dass sie nicht viel fragen, wen sie behandeln und woher die Verletzungen stammen[1], und dass sie zu günstigen Preisen praktizieren[6], was sie von Schattenkliniken absetzt.

Neben der diskreten Behandlung von eigentlich meldepflichtigen Verletzungen wie Schuß- und Stichwunden[2] gehört zu den Dienstleistungen vor allem die Implantation von legaler und illegaler Cyber- und Bioware[8]. Der Handel mit "gebrauchter" Cyberware und Organen ist oft ein einträgliches Nebengeschäft eines Straßendocs.[7]

Straßendocs bieten ohne behördliche Zulassung medizinische Versorgung und Dienstleistungen in urbanen Bereichen an, die von Konzernen und öffentlichen Gesundheitssystemen nicht erreicht werden.[1] Dazu gehören verarmte Nachbarschaften und alternative Gemeinschaften, die sich die medizinische Versorgung nicht leisten können, und die Schatten der großen Sprawls, deren Mitglieder die Diskretion einer Schattenklinik garantierten Behandlungsstandards vorziehen.

Typischerweise führen Straßendocs Notversorgungen von Verletzungen (inklusive Messer- und Schusswunden) durch[6], entfernen Granatsplitter und Schrapnell und behandeln andere Arten akuter Notfälle.[7] Aber das ist nicht alles. Straßendocs können auch kleinere Operationen durchführen, wie Abtreibungen[7], und kleinere Bioformungen[9]. Viele handeln ausserdem mit Drogen und verscheibungspflichtigen Medikamenten.[1]

Aber Straßendocs flicken Shadowrunner nicht nur wieder zusammen, sie können sie auch verbessern[6]. Für viele Straßendocs ist das Implantieren von Augmentierungen eine sehr wichtige Einkommensquelle[6]. Zumindest einfache Cyberware und Bioware - meist Omegaware oder bezogen aus dubiosen Quelle[7]n - hat fast jeder Straßendoc vorrätig[7]. Oftmals handelt es sich dabei auch um Second-Hand-Cyberware[1], gewonnen aus verstorbenen Patienten[6]. Immerhin - der Preis stimmt meist.[6]

Wie auch Schattenkliniken, haben Straßendocs noch eine dunklere Seite. Nicht nur beziehen sie ihre Gebrauchte Cyberware und Omegaware aus zweifelhaften Quellen, viele handeln auch direkt mit Teilen verstorbener Patienten - und deren Körpern[6]. Ein weiteres großes Geschäft sind illegale medizinische Versuche, die Konzerne oft über lokale Straßendocs an SINlosen durchführen lassen[10].

Im guten wie im Schlechten ist es allerdings so, dass der Straßendoc der einzige Anbieter medizinischer Versorgung ist, den der durchschnittliche Runner sich leisten kann, und ebenso die einzige Adresse, an der ein aufstrebender Shadowrunner billig an Augmentierungen kommen kann, und wo illegale Cyber- und Bioware ohne Fragen zu stellen eingebaut wird.[8]

Abgrenzung

Straßendocs arbeiten am unteren Ende der Schattenmedizin. Anders als Schattenkliniken sind sie oft mobil, arbeiten aus kleinen Büros[7], Hinterzimmern von Bars[9], kleinen Vans[7], oder legal scheinend aus kleinen Bodyshops, Hinterhofkliniken, oder kleinen, lokalen Krankenhäusern[1].

Auch was Ausstattung und Ausbildung angeht, sind Straßendocs eher am unteren Ende der Skala zu finden[6], auch wenn es kompetente Chirurgen gibt die sich aus persönlichen Gründen so ein Zubrot verdienen.[1][7]

Abfällige Slang-Begriffe wie Ripperdoc[11] oder Schattenklemptner werden häufig für die weniger vertrauenswürdigen Straßendocs verwendet. Deshalb bevorzugen Shadowrunner gewöhnlich Straßendocs, die sie kennen, oder von guten Chummern empfohlen wurden, und von denen sie glauben (bzw. hoffen), dass sie nicht zu den Metzgern gehören, die sie ggf. für Feldtests von Cyber- und Biotechkons mißbrauchen[10] oder in Einzelteilen an Tamanous verhökern[1].

Aber in den Schatten kann man sich nicht immer leisten, wählerisch zu sein. Und wenn man gerade am Verbluten ist und eine legale Notaufnahme keine Option[6], dann ist eine Wundbehandlung auf dem Billiardtisch einer Kneipenhinterzimmers besser als nichts[9] - und kann einem das Leben retten.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zu Schattenkliniken ist, dass der Straßendoc in seine Community[8] oder seinen Kiez[12] integriert ist. Er kennt seine Leute und Gegend, ist eine gute Quelle für lokale Gerüchte, und hat zumindest lokal gute Kontakte[8]. Wenn er zu denen gehört, die Kontakte in ein Krankenhaus im besseren Teil des Sprawls haben, kann er vielleicht sogar eine diskrete Versorgung dort arrangieren[8]. Für Shadowrunner zahlt es sich in jedem Fall aus, einen Straßendoc zu kennen und sich mit ihm gut zu stellen. Das sichert bessere Behandlung[6] - oder zumindest ein gutes Verhältnis zu dem Typen, bei dem man bewusstlos auf dem OP-tisch liegt[1].

Viele Straßendocs verwenden - genau wie ihre Patienten - Straßennamen. Dabei erfreuen sich einige Namen - etwa Dr. Bob- in diesem Berufsstand weltweit großer Beliebtheit, und werden jeweils von verschiedenen Individuen unabhängig von einander benutzt.[13] Manche, wie "Fast Freddie" in Seattle[14], sind zu einer direkten Marke in den Schatten geworden.

Qualität

Straßendocs haben eine Ausbildung in variierender Qualität genossen und einen sehr unterschiedlichen medizinischen Hintergrund[1].

Der Doc

Um ein ordentlicher Arzt zu werden, muss man auch in der Sechsten Welt einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss haben, idealerweise von einer Prestigeuniversität. Dafür müssen diverse schwierige Prüfungen bestanden werden, um nicht von den immensen Kosten einer solchen Ausbildung zu sprechen.[15]

Als Straßendoc sind die Barrieren viel geringer. Grundsätzlich braucht es hier nur ein Medkit aus dem StufferShack[9], oder etwas Klebeband und eine Flasche Synthahol.[15] Die typische Klientel eines Straßendocs - SINlose, Ganger und Shadowrunner - sind auch in keiner Position, wählerisch zu sein, solange der Straßendoc besser ist als ein billiges Medkit-Expertensystem und keine Fragen stellt[15].

Daher sind unter den Straßendocs so vielfältige gescheiterte Existenzen wie ehemalige Konzernmediziner[9], Schönheitschirurgen und normale Ärzte, die - sei es nun wegen des kreativen Finanzgebarens, wegen Kunstfehlern oder wegen ihrer Alkohol-, Drogen- oder auch BTL-Abhängigkeit - ihre Aprobation verloren haben[9] genauso zu finden, wie Studienabbrecher[1][6], Krankenschwestern[6], ehemalige DocWagon- oder Armee-Sanitäter[6] und selbst Tierärzte[7]. Manche sind sogar echte, ausgebildete Chirurgen, die aus sozialem Gewissen oder anderen Gründen nebenbei eine Schattenpraxis betreiben[1]. Andere übelste Quacksalber, die auch das mieseste und unterfinanzierteste öffentliche Krankenhaus nicht beschäftigen würde[1].

Sehr selten gibt es auch magische Heiler - oftmals Schamanen des Bären-Totems[16] - denen die formale Ausbildung fehlt, um legal als Sanologen[17] zu praktizieren, die sich als Straßendocs durchschlagen.[16]

Viele Straßendocs haben ein paar Straßensamurai unter Vertrag, üblicherweise am unteren Ende der Skala, die als Security und Rausschmeißer arbeiten. Meist werden sie in Augmentierungen bezahlt.[18]

Worauf man achten sollte

Wer einen Straßendoc sucht, sollte immer auf dessen Straßenruf achten. Hierbei ist das allerwichtigste nicht, ob es sich um einen diskreditierten Konzernforscher, Medizinier mit unschönen Hobbies oder Süchten, oder traumatisierten Ex-Militärarzt handelt, sondern, ob er überhaupt qualifiziert ist, und sich nicht auf Talentsofts und seinen Autodoc verlässt[9].

Vor Ort sollte man natürlich auch auf die hygienischen Verhältnisse in seinem Arbeitsbereich und seiner Ausrüstung und sein Professionalismus achten, aber wieder - am wichtigsten - auf jedes Zeichen, dass der "Doc" Talentsofts chipt.[7]

Das ist derart wichtig, weil man so einen halbwegs ordentlichen Straßendoc von einer Tamanous-Falle oder einer für Nahrungsbeschaffung von Ghulen unterscheiden kann [9]. Und selbst wenn es keine Falle sein sollte - nur, weil jemand eine Aktionssoft besitzt, oder einen passablen Autodoc[19], heißt das noch lange nicht, dass diese Person fähig ist, irgendjemanden zu behandeln. Talentsofts können nicht dazulernen und haben selten Erfahrungswerte, die sehr wichtig in der Medizin sind[9]. Noch schlimmer sind die Typen, die all ihr medizinisches Wissen aus SimSinn-Arzt-Soaps haben und sich jetzt zur Medizin berufen fühlen [9]. Und auch wenn autonome medizinische Systeme mittlerweile einfache Operationen durchführen können, sind sie ohne metamenschliche Übersicht nicht fähig, eine Prozedur zu planen, geschweige denn, medizinischen Rat zu geben.[19]

Natürlich muss man da auch realistisch bleiben. Viele Straßendocs sind in den Organhandel verstrickt. Viele haben Abmachungen mit Ghulen - Unterstützung gegen Fleisch, das nicht mehr gebraucht wird. Viele nutzen auch Disassemblers, 162s oder Tamanous, um Leichen loszuwerden und Augmentierungen und andere Teile, die sie selbst nicht herstellen können, zu beschaffen. Viele würden das nie zugeben, aber in der Branche tun das fast alle zu einem gewissen Grad.[20]

Aber wenn doch jemand öfters Patienten verschwinden lässt, zahlt es sich aus, seine Chummers mit in den OP zu nehmen, um den Doc ehrlich zu halten. Wenn man denn welche hat.

Bekannte Straßendocs

Für eine Übersicht bekannter Straßendocs, siehe Kategorie:Personen (Straßendocs).


Endnoten

Quelleangabe

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Weblinks