Sicherheit in Berlin
Die Balkanisierung Berlins ist auch 2080 noch deutlich zu spüren, besonders wenn es um die Sicherheit geht. Eine Vielzahl unterschiedlicher Dienste und Wehren, vom Selbstschutz über Konzerngardisten bis hin zu Eigenschutz-Initiativen verwandeln die rechtliche Situation und die Durchsetzung von einzelnen Beschlüssen mitunter zu einem Spießrutenlauf.
Geschichte
Ursprung des Flickenteppichs in der Berliner Sicherheit liegt, wie so vieles andere, im Status Fluxus, als die Berliner sich selbst überlassen waren und in Eigenregie ihrem Leben nachgingen. Dazu gehörte auch der Selbstschutz, um den sie sich selbst kümmern mussten. Als das Letzte Gesetz ausgerufen waren, waren die staatlichen Strukturen erodiert und den Leuten wurde klar, dass das Versprechen von Sicherheit, Grundrechten, etc. eine Lüge war. Da keine Versorgung von außen mehr kam, war die Selbstversorgung nun alternativlos und viele Personen verstarben an Seuchen, Hunger oder Gewalt.[1]
Berliner Einigung
Mit der Berliner Einigung von 2072 den vormals so etablierten Selbstschutz zu kippen, war keine besonders gute Idee, denn keiner wollte den Eigenschutz einfach so einer Konzernpolizei wie dem Sternschutz anvertrauen, insbesondere da man gleich ansagte, den Anspruch einer "zügigen Harmonisierung mit ADL-Recht" zu besitzen, was die Toleranz für das etablierte alternative Leben mit einem Verfallsdatum versah.[2]
Oder: "Ihr werdet bald fremdregiert und es wird euch gefallen!", so klang es zumindest für die Anarchisten. Da braucht man sich nicht wundern, dass einige Gruppierungen Waffen für Tag X horten. Eine Harmonisierung durchdrücken ist so ähnlich, wie eine Zündschnur anzuzünden. | |
Sparcs - Everything we hear is an opinion, not a fact. |
Gleichzeitig etablierte die BERVAG zudem die BERVAG Direktion für Zentrale Aufgaben (ZA). Ursprünglich war geplant, die meisten der Aufgaben der ZA durch den Sternschutz erledigen zu lassen, um sie komplett zu externalisieren. Der Umstand, dass man den Sternschutz am Ende aber auf die Dienste einer allgemeinen Schutzpolizei reduzierte und zur "Auffanglösung" deklarierte, sollte sich ein Bürger, Kiez oder Bezirk um keine anderen Arrangements kümmern, war eine enorme Demütigung für den erfolgsverwöhnten privaten Polizeidienstleister.[3] Dies war allerdings auch die zwangsläufige Konsequenz, da der Sternschutz immer wieder kritisierte, dass die notwendigen Aufgaben mit dem zur Verfügung stehenden Budget nicht zu bewältigen seien. Dabei hatte der Konzern zuvor beim Pitch für den Polizeikontrakt aber mit genau diesen Niedrigpreisen den Wettbewerb für sich entscheiden können.[4]
Etablierung der Berliner Polizeifreiheit
Es sollte die nächste Katastrophe am 1. Mai 2076 folgen, als es zum "Mai-Massaker" kam. Unter Befehl der psychopathischen Einsatzleiterin Bianca Voyé richtete der vollkommen überforderte Sternschutz ein Blutbad am Kotbusser Tor an, bei dem über 1200 Personen versterben. Was folgten waren Schuldzuweisungen, weitere Demonstrationen und eine vollkommene Eskalation der Situation, die im Sommer 2079 in der sogenannten Berliner Polizeifreiheit resultierte, was den Alternativen die Hoheit über ihren Eigenschutz zurückgab.[5]
Grundlagen
Aufgrund des Umstandes, dass Extremisten von Berlin durch dessen Weltoffenheit und Toleranz angelockt werden, ist es zu empfehlen, bei einem Besuch auf die Dienste ortskundiger Personenschützer zurückzugreifen. Besonders die alternativen Bezirke sind oft Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden und Verbrechensgruppen. Hinzu kommt die weitere Fragmentierung, die für sehr unterschiedliche Moralauffassungen und lokalen Sondergesetzen wie etwa der Scharia sorgt, was wiederum ein zusätzliches Risiko erzeugt, bisweilen unbeabsichtigt in Gefahr zu geraten. Ein weiterer Faktor ist, dass die zuweilen als "Kapitulation vor den Konzernen" empfundene Berliner Einigung ein paar einzelne neo-anarchistische Gruppierungen weiter radikalisiert hat, die sich in Terrorgruppen wie etwa der Letzten Front organisiert haben.[6] Dank der bestehenden Bedrohungslage durch linke Terroristen und Sprawlguerilla werden die als Konzern- und Normbezirke ausgewiesenen Gebiete umso engmaschiger überwacht, was man vor allem in den Einkaufsstraßen und Geschäftszentren bemerkt.[7]
Da Berlin rechtlich ein einziges Potpourri an unterschiedlichen Normen und Gebräuchen ist, ist eine rechtliche Grundlage ebenfalls keine einfache Sache, denn diese ist nunmal zwingend notwendig, wenn Sicherheitsdienste, bzw. Polizei(dienstleister) dieses durchsetzen sollen. Die Berliner Judikative Dienste GmbH (BeJuDi) ist nicht nur dafür zuständig, die Gerichte der Freistadt zu stellen, sondern arbeitet auch daran, die verschiedenen gesetzesähnlichen Zustände der jeweiligen Kieze zu katalogisieren und daraus eine Art "Baukastensystem" zu erschaffen, aus dem sich die Kieze dann geltende Rechte aussuchen können. Das soll dann später als Fundament für die überregionale aktiven Polizeidienste dienen, anhand derer sie dann das Recht auch durchsetzen können. Einem Grundsatzurteil nach haben solche juristischen Kiezbestimmungen nur dann Gewicht, wenn diese eindeutig und schriftlich abgefasst sind und Kiezfremden gegenüber auch klar kommuniziert wurden. Letzteres gilt als gegeben, wenn die abweichenden Normen "dem Wesen nach" auf einem Schild am Kiezeingang stehen und/oder per der BeJuDi-eigenen AR-App "BeJure" hinterlegt wurden.[8]
Kiezverteidigung
Die Initiative Berliner Vollbewaffnung ist eine politische Bewegung, die sich dafür ausspricht, sämtlichen Berliner das Recht zu geben, sich komplett selbst um ihre Verteidigung kümmern zu dürfen und daher auch nach eigenem Gutdünken Verteidigungsmaßnahmen einzusetzen. Damit setzte die IBV das fort, was während Status F bereits zum Standard gehörte: Jeder beschützt die eigene Wohnung Familie selbst, indem er über eine Bewaffnung verfügt, die er selbst besitzt. Hausgemeinschaften schützen einander und arbeiten bei der Verteidigung des Gebäudes zusammen. Dies fällt unter den Bereich der Hausbefestigung.[1]
Im Kern der Hausverteidigung steht der sogenannte Dwornik, der Haus- oder Blockwart, was üblicherweise von Trollen übernommen wird, deren physische Erscheinung schon zur Einschüchterung dient. Sie leben in den hohen Altbauten, die ihrer Größe gerecht werden, im Erdgeschoss oder ersten Stock, damit die Treppen nicht überstrapaziert werden und bilden so die erste Blockade, die man überwinden müsste, wenn man Ärger anstiften will.[1]
Häuser haben üblicherweise eine ganze Reihe einfacher, aber effektiver physischer Verteidigungsmaßnahmen. Anarcho-Standard bilden dabei z.B. Eingangstüren und Hoftore, die entweder bereits aus Stahl bestehen oder von der Innenseite zudem mit Platten verstärkt wurden, Erdgeschossfenster, die vermauert wurden oder mit Panzerplatten versperrbar sind, sowie einem Turm (eine Person, die man als Tower bezeichnet und die eine erhöhte Position einnimmt), der die Dinge im Auge behält. Im Kellergeschoss liegen meist Generatoren, Dächer hingegen besitzen Kollektoren und Wassertanks mit Filteranlage, sowie ein Lager irgendwo im Gebäude, welches Konserven für vier Wochen besitzt.[9]
Tower
Der Tower dient aber nicht nur als Sicherung des Dachzugangs, sondern auch als Frühwarnsystem, der Alarm schlägt, wenn er Gangs anrücken sieht, Feuer oder verdächtige Vorgänge auf der Straße sieht, sowie auch als Koordinierungsstelle, bei Angriffen und Verfolgungen von Verbrechern. In diesem Rahmen arbeiten die Tower benachbarter Gebäude mitunter sogar zusammen und Melden einander solche Vorgänge per Funkgerät. Diese Zusammenarbeit erlaubt es nicht nur, schneller auf drohende Probleme zu reagieren, sondern auch flüchtige Verbrecher deutlich schneller zu Verfolgung und festzusetzen, als es eine Suchaktion der Polizei könnte.[9]
Früher setzten die Kieze auf die SelbstJustizTrupps (SJTs) oder heuerte Shadowrunner an, um flüchtige Verbrecher festzusetzen. Heute bietet die überregionale Zusammenarbeit den Alternativen Polizeidiensten mit der Polizeidirektion der BERVAG da völlig andere Möglichkeiten zur Verfolgung, auch wenn es nichts daran ändert, dass die Bords für Runner und Kopfgeldjäger dennoch gut gefüllt sind.[9]
Die meisten dieser Dachstellungen sitzen auf den Eckpunkten von Gebäuden oder den Außenkanten eines Kiezes, häufig aber auch auf oder in Turmaufbauten, seltener nutzt man auch Balkone. Ihnen gemein ist aber, dass sie mit Sandsäcken und anderen Objekten verstärkt wurden, hinter denen der Tower dann in Deckung geben kann. Einige verfügen sogar über Waffenhalterungen, wo Fahrzeugwaffen installiert werden können. Dabei werden einige Towerstellungen ganz bewusst stark befestigt und bewaffnet, um so Gangs und anderen unliebsamen Elementen gleich von vornherein mitzuteilen, dass sie lieber fernbleiben sollten. Die meisten Tower halten ihre Waffen, zumeist Gewehre, aber in Deckung und haben nur ihr Funkgerät zur Hand.[9]
Tower sind außerhalb dichtbesiedelter Altbaugebiete eher selten zu finden. Größere Wohnblocks und Plattenbauten konzentrieren sich eher auf den Eingangsbereich. Flach bebaute JWD-Randbereiche mit ihren Einfamilienhäusern haben nur ihre Türen und Fenster als Vektoren, weshalb sich dort die Hersteller von Sicherheitstechnik dumm und dämlich verdienen.[9]
Kiezwehr
Normalerweise gibt es eine Zusammenarbeit auf Block- oder Kiezebene, wo dann eine gemeinsame Hauswache oder Kiezwehr gebildet wird, wenn man nicht einen Sicherheitsdienstleister bezahlt, der dann diese Aufgabe übernimmt. Solche Sicherheitsdienste sind entweder die Schutzgangs oder die Alternativen Sicherheitsdienste, wie Leonidas, ASP, Skidrow oder auch die neofaschistische Falkenwehr, welche meist aus Zusammenschlüssen früherer Polizisten nach der Ausrufung des Letzten Gesetzes entstanden.[9]
Polizei
Berlin ist nicht nur rechtlich ein einziger Flickenteppich, sondern auch was die Polizeikräfte vor Ort anbelangt. Dank der sogenannten Berliner Polizeifreiheit hat jeder Bezirk das recht, sich einen eigenen Anbieter zu suchen, der die Polizeidienstleistungen dort übernimmt.[10] Auch wenn nicht unbedingt jeder Kiez Interesse daran hat, Verstöße gegen ihre Regeln vor einen Richter des BeJuDi zu bringen, so ist die Katalogisierung der individuellen Kiezreglements vor allem für die Polizeidienstleister relevant, die vermehrt kiez- und bezirksübergreifend zusammenarbeiten sollen.[8]
Berliner Polizeifreiheit
Die 2079 etablierte Berliner Polizeifreiheit erlaubt jedem Bürger, jedoch noch mehr jedem Kiez oder Bezirk die freie Wahl des Polizeianbieters, sofern dieser bei der BERVAG registriert ist. In diesem Rahmen unterstützt sie zwar durchaus die Kiezwehren und Neugründungen bei der Professionalisierung und rüstet sie im Bedarfsfall sogar aus, aber allgemeingültige Standards bei Bewaffnung oder Fähigkeiten sucht man vergebens.[8]
Am Anfang bestand die Furcht, dass diese Entscheidung jede Gang in Berlin dazu animieren würde, sich als Polizeidienst registrieren zu lassen, um dann von der BERVAG mit Waffen und Munition ausgestattet zu werden, doch hat sich dies glücklicherweise nicht bewahrheitet. Der Umstand, dass die Anmeldung mit zahlreichen Hürden und Fallstricken verbunden ist, hat zahlreiche Banden, aber auch viele der Kiezwehren abgeschreckt, sodass diese ihr eigenes Ding machen.[8]
Sämtliche Polizeieinsatzkräfte der verschiedenen Dienste sind verpflichtet, eine VolksSIN zu besitzen und müssen ihre mentale und berufliche Gesundheit nachweisen, was auch mittels BERVAG-zertifizierter Kurse geschehen kann. Ebenfalls wird verlangt, dass Polizeien ihre kompletten Einsatzgeräte und -ausrüstung gegenüber der BERVAG offengelegt werden. Wichtig ist auch, dass die ausgeteilten Sonderlizenzen und polizeilichen Vertretungsrechte nur in den Gebieten gelten, für die der Polizeidienst auch gebucht wurde, sowie für Einsätze auf Weisung der BERVAG Direktion für Zentrale Aufgaben (ZA).[11]
Übersicht Polizeidienste
Sämtliche Polizeidienste Berlins übernehmen ausschließlich die Aufgaben einer klassischen Schutzpolizei, alle anderen Aufgaben hat sich die BERVAG selbst ins Haus geholt und anschließend an die BERVAG Direktion für Zentrale Aufgaben (ZA) übertragen, die bei Bedarf allen anderen gegenüber weisungsbefugt ist.[11]
Die allgemeine Einsatzdoktrin der ZA für die Berliner Polizeidienste nennt sich "PRIvention"; das Wort ergibt sich aus den Kernbausteinen Präsenz, Respekt und Involvierung. Diese nach dem Mai-Massaker von 2076 etablierte Doktrin ist ein Abschied von der harten Linie, die der Sternschutz zuvor gefahren war und setzt stattdessen auf Präventions- und Deeskalationstaktiken durch Anwesenheit, Dialog und Begegnung auf Augenhöhe. 2079 wurde sie für die Feierlichkeiten zu 40 Jahren Anarchie formuliert und sehr erfolgreich umgesetzt, weswegen man sie auch weiterhin als Leitlinie im Kontaktbereich und bei Veranstaltungen einsetzen möchte.[11]
Hauptpolizeidienst Berlin
Der Hauptpolizeidienst Berlin (HPDB) dient als "Grundversorger", der überall dort zuständig ist, wo keine andere Option gewählt wurde. Auch 2080 wird diese Position noch vom Sternschutz bekleidet, auch wenn dessen Budget brutal zusammengestrichen wurde und es als sicher erscheint, dass er den Vertrag mit Sicherheit 2086 verlieren wird.[11]
Konzernpolizeidienste
Die Konzernsektoren wiederum setzen auf eigens geschaffene Konzernpolizeidienste (KPDB), die man ins Leben gerufen hat, um nicht auf den Sternschutz angewiesen zu sein oder um ihn sogar ganz explizit auszusperren. Bei ihnen handelt es sich natürlich in erster Linie um Konzerntruppen, was aber nicht heißt, dass sie alle auch Konzernpolizeidienste sind; Der Umstand, dass die Polizeidienstleister ihre der BERVAG nicht nur unterstellt sind, sondern ihr gegenüber auch Personal- und Ausrüstungsdaten offenlegen müssen und auch bei grenzübergreifenden Einsätzen zum Einsatz kommen, führten dazu, dass die Konzerne nur einen Teil ihrer ansässigen Konzerngardisten in die Konzernpolizeidienste integriert haben oder gleich die regulären Sicherheitsdienstleister in ihrem Portfolio als KPDB eingetragen haben. Auch einige der Sicherheitstöchter anderer Megakonzerne ließen sich als KPDB zertifizieren, um auf dem Polizeimarkt Berlins einen Anteil abzugreifen.[11]
Durch die Lage des Sternschutzes sind aktuell vor allem Centurion (Saeder-Krupp) und Knight Errant (Ares) dabei, sich als potenzielle Nachfolger des HPDB in Stellung zu bringen, weshalb sie offensiv Kontrakte in den Norm- und Alternativbezirken akquirieren. BerliSec / Petrovski Security (MCT) hingegen fischt vor allem an den Randgebieten und in der Nähe von Renrakusan. Sogar Wolverine Security, Lone Star, Tyr Inc. (Mærsk) und auch die hinter einigen kleineren Diensten stehende Aztechnology Corporate Security (ACS) sind offenbar auf der Suche nach Verträgen in Berlin. Auch Renraku ist mit seinem Neo-PD vor Ort vertreten.[11]
Die BERVAG mag zwar regeln, dass die KPDBs auch auf Konzerngebiet dem berliner Recht unterliegen, aber das interessiert Konzerne herzlich wenig, denn Konzerngebiet ist hier häufig sehr exterritorial. Bei größeren Angelegenheiten und Bedrohungen passiert es eher, dass die Konzerne ihre echten Gardisten losschicken, die nur dem Konzern Rechenschaft schuldig sind. Die KPDBs dienen daher eher als freundliches Aushängeschild für Angelegenheiten jenseits der konzerneigenen Grenzen.[11]
Alternative Polizeidienste
In Alternativen Zonen hingegen agieren registrierte Alternative Polizeidienste (APDB). Sie bestehen aus lokalen Sicherheitsunternehmen oder ordentlich registrierten Kiezwehren und einigen Schutzgangs. Allerdings gab es keinen großen Sturm auf die Registrierung und die meisten der klassischen Anarcho-Kieze setzen auch weiterhin auf Selbstbewaffnung, nicht-registrierte Kiezwehren, diverse Gangs und auch die spontan zusammengerufenen SelbstJustizTrupps (SJTs).[11]
Marschall-Projekt
So verworren wie das Berliner Recht ist, konnte man auch von Polizisten nicht erwarten, dass diese einen Überblick über das jeweils geltende Kiezrecht haben. Da Strafverfolgungen zu allem Überfluss auch noch kiezübergreifende sind nicht allein durch die jeweiligen Kiezwehren vor Ort gelöst werden können, ging die BeJuDi dazu über, sogenannte "Marschalls" einzusetzen. Diese Gesetzeshüter werden von einem juristischen Expertensystem gemeinsam mit einer per Simrig zuschaltbaren Richterstelle unterstützt und vollstrecken direkt vor Ort ein Urteil.[12]
Kopfgeldjäger
Während des Status F waren Kopfgelder im Grunde die einzige Art, wie lokal gefällte Urteile außerhalb des eigenen Kiezes vollstreckt werden konnten. Dieses Erbe der Anarchie blieb auch nach der Wiedervereinigung noch erhalten und viele Kieze setzen auch heute noch auf Kopfgelder. Das heißt aber nicht, dass Kopfgelder deswegen rein Kopfgeldjägern vorbehalten wäre. BERVAG, BeJuDi, Sternschutz und die anderen Megakonzerne haben Kopfgelder als attraktive und sehr kosteneffiziente Option erkannt, um so flüchtige Verbrecher auch tief in den unkontrollierbaren Zonen Berlins zu verfolgen und zu ergreifen.[13]
Zentral im Kern der Kopfgeld-Szene ist die offizielle "Ausschreibungsliste offener Fahndungsgesuche und Belohnungen der Berliner Judikative Dienste GmbH" (kurz ALOF), welches aber im Slang der Stadt schlicht als Kaobord (KO-Board) bezeichnet wird. Sämtliche von den Kiezen und Konzernen ausgeschriebene Fahndungen werden vor ihrer Veröffentlichung von der BeJuDi auf ihre grundlegende Richtigkeit, Plausibilität und Angemessenheit geprüft. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass das KO-Board, wie der Name bereits vermuten lässt, keine Todesprämien akzeptiert.[14]
Die Steckbriefe gesuchter Personen und die offerierten Kopfgelder kann man dann auf allen öffentlichen Portalen finden. Viele Berliner laden zudem das Board in Apps, wie etwa "FaceFinder", um durch die Weitergabe von Sichtungen Anteile der Prämien als Nebenverdienst einzuheimsen.[15]
Schwarze Boards
Da die Prüfung der Anträge mitunter viel Zeit brauchen und Todesprämien nicht akzeptiert werden, haben sich auch an dieser Stelle illegale Alternativen entwickelt. Um einen "Wanted Dead"-Auftrag durchzubringen gibt es daher schwarze Killboards in der Stadt, die meist über Vermittler und Scheinpersonen getarnt werden. Das größte dieser Boards ist die CrowdHunting-Plattform "Most Hunted", welches die Kopfgelder verschiedener Kieze, Gruppen und Einzelpersonen zusammenpoolt und dann die Endprämie deutlich erhöht.[14]
Die Ergebnisse dieser Plattformen sind mitunter verheerend. Im Juni 2080 wurde der weiße Ork-Rapper Barnaba$h in seinem Auto verbrannt, weil mehr als 25.000 Sponsoren ein Kopfgeld von weit über 100.000 Euro zusammengetragen hatten, um seinen Tod zu fordern. Dabei hatte Barnaba$h sich eigentlich nichts kriminelles zu Schulden kommen lassen, sondern einfach nur mit seinen Hasskommentaren gegen Veganer, Tier- und Umweltschützer und Pazifisten so lange die Öffentlichkeit provoziert, bis sie ihn zum Abschuss freigab. Sein Beispiel zeigt, dass öffentliche Meinungsmache gepaart mit einem Killboard in Berlin schnell gefährlich werden können. MostHunted arbeitet angeblich seitdem mit neuen Algorithmen, um eine solche Hexenjagd besser zu erkennen und zumindest inaktiv zu halten, bis sie von einem Administrator überprüft wurde.[14]
Während man die professionellen Kopfgeldjäger des KO-Boards als "Kaoboi" bezeichnet, werden die Jäger der Killboards mit Namen wie "Schakal" (Shakal), "Sobaka" (Hund) oder Django bezeichnet.[14]
Bundesgrenzschutz
Schließlich gibt es noch den Bundesgrenzschutz in Oranienburg.
Endnoten
- ↑ a b c Berlin 2080 S.118
- ↑ Berlin 2080 S.119-120
- ↑ Schattenhandbuch 3 S.27
- ↑ Schattenhandbuch 3 S.28
- ↑ Berlin 2080 S.120
- ↑ Datapuls: ADL S.110
- ↑ Datapuls: ADL S.111
- ↑ a b c d Berlin 2080 S.121
- ↑ a b c d e f Berlin 2080 S.119
- ↑ Berlin 2080 S.11
- ↑ a b c d e f g h Berlin 2080 S.122
- ↑ Datapuls: ADL S.107
- ↑ Berlin 2080 S.122-123
- ↑ a b c d Berlin 2080 S.123
- ↑ Schattenhandbuch 3 S.29
Index
- M Berlin 2080 118-123
- Datapuls: Berlin ?
- Schattenhandbuch 3 27-29