Fahrzeugsteuereinrichtung

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Fahrzeugsteuereinrichtung
Typ: Cyberware / Headware
Verfügbar seit: mind. 2040[1]
Preisniveau: 43000¥ - 208000¥[2]
Legalität: eingeschränkt[2]
Eingriffsintensität:
Erheblich bis Drastisch[2]

Eine Fahrzeugsteuereinrichtung, auch Riggerkontrolle genannt, ist eine Cyberware-Augmentierung, die sich Rigger implantieren lassen, um ihre Körperwahrnehmung durch den Input eines Fahrzeugs, einer Drohne, eines Gebäudesystems oder größerer Maschinen zu tauschen.[3] Andere gängige Bezeichnungen für diese Art von Headware lauten "Fahrzeugkontrollrig", "Riggersteuerung", "Riggerkontrollen" oder schlicht "Riggerimplantat".

Geschichte

Die Idee, Fahrzeuge mit den Gedanken zu steuern, reicht bis in die Tage des Zweiten Weltkriegs zurück. Während der folgenden Jahrzehnte machte die Technologie inkrementale Verbesserungen, zuerst in einfachen Interfaces, die Patienten mit Locked-In-Syndrom einfache Textkommunikation erlaubten, und in der Kontrolle altmodischer robotischer Prothesen. Aber erst in den 2010ern und 2020ern wurden erste Systeme wirklich zur Fahrzeugkontrolle eingesetzt, um die Drohnen der USA im Geistertanzkrieg effektiver kontrollieren zu können.[4]

Dank Riggerkontrollen wurde die Automatisierung des Frachtverkehrs, wie man sie in den 2010ern vorantrieb, einige Jahrzehnte später Realität, denn die Möglichkeit direkter, intuitiver Steuerung von Fahrzeugen auch über große Distanzen machte Autopilotsysteme noch eine ganze Weile zur ineffektiven Alternative, sofern kein GridGuide-System zur Verfügung stand.[5]

Seit den 2050ern gab es zwei konkurrierende Systeme von Riggerkontrollen: die vollverriggte (invasive und sehr effektiv), die lange den Markt dominierte, und die integrierte Herangehensweise.[6]

Lange war, aufgrund der beschränkten Möglichkeiten drahtlosen Datentransfers nach dem Schock des Crash von 2029, die invasivere vollverriggte FSE das Marktbeherrschende System, und das integrierte System führte ein Schattendasein, mit dem Siemens RigIt!-System als einziger kommerziell einigermaßen erfolgreicher Anwendung.[6]

WiFi-Matrix

Bis die WiFi-Matrix kam. Plötzlich waren die Daten wieder frei, und der Zugriff auf sie einfach wie seit Zeiten des Internet nicht mehr. Das integrative Prinzip erfuhr schlagartig einen gewaltigen Schub, und in den 2070ern erfuhren solche minder invasiven Riggerkontrollen einen gewaltigen Boom.[7]

Nicht, dass es die vollverriggten, invasiven Systeme nicht mehr gab, aber eine Zeitlang waren sie nicht mehr als überholte Dinosaurier, verbaut in den Ewiggestrigen, die sich an ihr altes Chrom klammerten.[8]

Neue Matrixprotokolle

All das änderte sich 2075 mit Danielle de la Mars Sicherer Matrix-Initiative. Die neuen, restriktiveren Datentransferprotokolle beschnitten das integrative Prinzip stark und machten es ironischerweise aufgrund des Verbots privat betriebener Verschlüssellungssysteme sehr viel verwundbarer.[2]

Die Hersteller von Fahrzeugsteuereinrichtungen reagierten mit einem Kompromissystem, der Riggerkontrolle dritter Generation. Das ist der technische Standard der späten 2070er und 2080er.[9]

Funktion

Die FSE ist verfügt über einen der Datenbuchse ähnlichen Port - üblicherweise wird ein FUP verwendet - und außer ihr benötigt der Rigger lediglich ein Kommlink oder ein Datenkabel, durch das er die Verbindung herstellt, um geistig mit einem Fahrzeug verschmelzen zu können, und dieses allein mit Gedankenbefehlen zu lenken. Wie auch SimSinn, Matrix-Technologie, Smartgun und überhaupt jegliche Form von DNI basiert auch eine FSE auf der ASIST-Technologie.[9] Eine FSE verfügt auch über ein Sim-Modul und einen Universal-Datenport.[10] Wie auch bei einer Datenbuchse kommt der hiesige Anschluss mit einem einziehbaren Kabel von etwa einem Meter Länge.[11]

Grundlegend nutzt die FSE die Informationsverarbeitungskapazität des Stammhirns (Pons, Kleinhirn) und des Thalamus, in die die meisten der Neuroverstärker-Implantate, die zusammen eine FSE ausmachen, eingesetzt werden. Diese Implantate nutzen normalerweise wenig genutzte Korrelations- und Datenverarbeitungsfunktionen dieser Hirnregionen und die Tatsache, dass in ihrem Zusamenspiel das Körpergefühl geformt wird, um durch Signaleingabe und das Auslesen von Signalen ein Hirn-Maschine-Interface mit einem elektromechanischen System (üblicherweise einem Fahrzeug, Gebäude oder großer Industriemaschinerie)[12] auf einer tieferen, intensiveren Ebene als bei üblichen ASIST-Anwendungen aufzubauen.[4]

Vollverriggte Systeme

Vollverriggte[6] FSE bestehen aus einem System von Neuroverstärkern im Mittel- und Stammhirn und einer Reihe von Muskelsignal-Transferenz-(MST)-Interfaces im Körper,[13] die die komplexen Vorgänge des Körpergefühls auslesen und überlagern können.[4] Vollverriggte Systeme sind unterschiedlich invasiv, dadurch unterschiedlich effektiv, und können grob in drei Leistungsstufen eingeteilt werden.[14]

Ein RAS-Override sorgt dafür, dass der Körper eines Riggers "abgekoppelt" wird, und stattdessen das Fahrzeug als Körper wahrgenommen wird, was durch verschiedene Formen des Interfaces dargestellt wird.[4] Systeme niederer Leistungsstufen übertragen das geriggte Objekt in (metamenschliches Körpergefühl - Beine werden zum Antrieb, Arme zu Fahrzeugarmen oder Waffen oder Türen, der Kreislauf zum Motor, Sensoren zu Augen und Ohren.[1] Systeme der Leistungsstufe 3 - der höchsten - ersetzen hingegen das metamenschliche Körpergefühl insgesamt und überzeugen das Gehirn des Riggers, dass er schon immer das geriggte Objekt als Körper hatte, es sich also natürlich anfühlt, ein Bunkersystem voller Türen und Selbstschussanlagen, ein Öltanker oder eine winzige MCT FlySpy zu sein.[15] Mit dem Grad der Überbrückung steigt auch der Grad der Effektivität der Steuerung, da weniger Übersetzungsinterfaces nötig sind, aber die psychische Belastung des Riggers nimmt gleichermaßen zu.[4]

Vollverriggte Systeme erlauben das "springen" in ein mit einer Riggeranpassung versehenes technisches System, üblicherweise ein Fahrzeug, Gebäude-System oder eine Industrieanlage.[16]

Integrierte Systeme

Das zweite Prinzip einer FSE will nicht alle Fahrzeugsteuerungsfunktionen in den Fahrer verlagern, sondern dem Fahrer die Kontrolle über die Vernetzung aller Daten des Fahrzeugs und seiner Umgebung geben, um dadurch einen ähnlichen Gewinn an Fahrzeugbeherrschung zu erlangen, mit weitaus weniger Essenzschädigung. Ein integriertes System erfordert nicht zwingend einen RAS-Override, sondern stellt dem Nutzer über ein intuitives Interface alle denkbaren Informationen der Fahrzeugsensorik und über die Matrix empfangene Daten - Kartensofts, GridGuide-Verkehrsleitung, Wetterdaten und vieles mehr - zur Verfügung.[6]

Ähnlich wie vollverriggte Systeme haben integrierte Systeme ein Mittelhirnimplantat, verzichten aber auf die MST-Interfaces. So ermöglichen auch integrierte Systeme, in Rigger-angepasste technische Systeme zu "springen" und sie intuitiv zu steuern, allerdings mit deutlich geringeren Leistungssteigerungen.[6] Anders als vollverriggte Systeme nutzen sie verstärkt die in den 2070ern erheblich verbesserten Drohnen-Pilotssteme, weswegen die Performancesteigerung in dem Bereich sehr viel geringer ausfällt als bei vollverrigten Systemen.[7]

Siemens AG, die Entwickler des integrierten Ansatzes, hatte lange Probleme, sein Produkt am Markt zu positionieren, denn die benötigte Datenmenge war hoch und schwer zu übertragen.[6] In der Blüte der freien WiFi-Matrix zwischen 2065 und 2075 erlebte das System eine plötzliche und erstaunliche Verbreitung, was einher ging mit der endgültigen, weitgehenden Automatisierung des Massenverkehrs.[7] Mit dem Ende der Datenfreiheit verloren integrative Systeme aber erneut einen großen Teil ihrer Funktionalität.

Systeme der dritten Generation

Diese Systeme sind eine Fusion des vollverriggten und des integrierten Konzepts. Wie vollverriggte Systeme nutzen sie eine Vielzahl an Neuroverstärkern und ein MST-Interface und sind daher deutlich invasiver, allerdings nutzen sie auch das, was an Sensordaten ausgestrahlt wird, um diese Funktion zu unterstützen. Dadurch und durch Fortschritte in der Implantatverarbeitung ist ihre Invasivität und damit der Essenzverlust durch Systeme der dritten Generation erheblich geringer als durch frühere vollverriggte Systeme.[9]

Interaktion mit anderen Cybersystemen

FSE sind - mit der Ausnahme früher integrierter Modelle aus den 2050ern - nicht kompatibel mit anderen Reaktionsverstärkungssystemen (Reflexbooster, Reaktionsverbesserung, Synapsenbeschleuniger). Mit verchipten Reflexen sind sie sogar prinzipiell inkompatibel, da Kleinhirn-Neuroverstärker und MST-Interfaces der FSE und die neurochemischen Veränderungen durch verchipte Reflexe einander entgegenwirken.[17]

Talentleitungen können ebenfalls nicht zur selben Zeit wie eine FSE aktiv sein, da die Mittelhirn-Neuroverstärker und das ASIST-Interface ihre Signale zusammen mit dem Rest der natürlichen Körperwahrnehmung ausblenden. SimRigs können aufnehmen, eine Aufnahme abspielen geht allerdings aus demselben Grund wie bei Talentleitungen nicht.[17]

Smartlinks, Zerebralbooster und sogar Zerebellumbooster funktionieren hingegen einwandfrei neben FSE. Auch eine Knowsoftverbindung kann mit einer FSE zusammenarbeiten. Eine Mathematische SPU und ein Orientierungssystem sind ebenfalls nützliche Augmentierungen für Rigger.[17]

Auswirkung

FSE sind invasive Implantate, und das Erlebnis, buchstäblich einen anderen Körper zu übernehmen, ist nie ohne Auswirkung auf den Nutzer. Risiken gibt es einige, manche kurzfristig, manche langfristig.

Kurzfristig öffnet die vielschichtige Interfaceverbindung der FSE dem Gehirn nicht nur völlig neue Möglichkeiten der Kontrolle von Maschinen, sondern das Gehirn auch gegenüber Biofeedbackschaden über die ASIST-Verbindung. Zwar kann mit den üblichen ASIST-Filtern dagegengehalten werden, aber grundsätzlich gilt eine erhöhte Verwundbarkeit.[4]

Interessanterweise gilt das sogar, wenn der Maschinen"körper" eines Riggers, der sein Implantat aktiv nutzt, beschädigt wird. Solche Beschädigungen rufen Alarmprozeduren im Gehirn auf den Plan, die schwer zu unterdrücken sind und leider zu einer Selbstverletzung des zentralen Nervensystems führen können. Schäden, die dadurch entstehen, sind mit denen durch schwarzes ICE vergleichbar.[4]

FSE machen die Träger außerdem langfristig anfällig für Cyberpsychosen, insbesondere die dissoziative Variante.

Modelle

Audiotek-MSI Roter Baron
Eine mittelgute Riggerkontrolle, die in Zeiss' Elitepilot-Cyberset verwendet wird.[18]
Siemens RigIt! Formel 1
Siemens Fahrzeugsysteme präsentierte mit dem matrixintegrierten RigIt-System 2053 erstmalig eine Kombination aus Datenbuchse und VCR. Dieses integrierte System hat sich mittlerweile als Standard durchgesetzt.[6]
SpIn-X SpIntimidator
Eine hochkarätige vollverriggte Riggerkontrolle, die unter anderem von Spinrads Formel-Eins-Team verwendet wird.[15]


Endnoten

Quellenangabe

Anmerkungen

Riggerkontrollen nach der Dritten Edition unterschieden sich in den Werten und Befähigungen, die sie verliehen, und in den Essenzkosten erheblich von denen aus der Vierten Edition, sie ließen sich allerdings recht einfach als Cyberware-Sätze darstellen (und vergleichbare Systeme zu SR3 gab es in Shadowrun 2050). In der Fünften Edition wurden sie wieder an die Systeme aus der Dritten Edition angeglichen. Dies führt zu einigen Ungereimtheiten, die der Artikel versucht, logisch zu verknüpfen. Entsprechend ist das kein direkter Kanon, sondern ein educated guess. Die Bezeichnung der Vierte-Edition-Riggerkontrollen (und des Siemens RigIt!) als Integrierte Systeme leitet sich aus der Beschreibung des RigIt! ab und ist Eigenerfindung des Autors.

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Weblinks