Lagos
Lagos (Königreiche von Nigeria) Überblick (Stand: 2072) [1] | ||
Status: Freie Stadt | ||
Bürgermeister: Rat von Lagos | ||
Koordinaten: | ||
Einwohnerzahl: ~20.000.000 | ||
Ethnische Gruppen: | ||
Industrie:
| ||
|
Lagos war eine Küstenstadt in den Königreichen von Nigeria. Sie gehörte allerdings zu keinem der Königreiche, sondern war eine Freie Stadt.
Geographie
Lagos lag offiziell auf dem Gebiet des Königreichs Yoruba, doch gehörte sie politisch keiner Entität an. Stattdessen war sie eine chaotische, nahezu unregierbare Freie Stadt. Gelegen am Golf von Guinea waren die Umgebung und die Stadt selbst sehr wasserreich. Riesige Lagunen, Flüsse und zahllose Bäche umgaben Lagos, welches selbst auf einem Sumpf errichtet wurde. Die Stadt war zwischen dem im Süden liegenden steigenden Meer und dem immer weiter vorrückenden Dschungel im Norden eingekesselt.
Klima
Lagos lag inmitten der Tropen, was für die Einwohner letztendlich nur hieß, dass sie in der Trockenzeit gnadenlose Dürre und in der Regenzeit Überflutungen ertragen mussten. Die Regenzeit unterteilte sich in eine schwere und eine milde Regenzeit. Die schwere Regenzeit begann im Februar und endete im April, wobei es nicht ungewöhnlich war, wenn der Wasserspiegel um 0,75 m pro Tag stieg. Die mildere Regenzeit begann im August und endete im November. Der Wasserspiegel stieg im Schnitt um 25 cm pro Monat. Die Trockenzeit begann im Dezember und endete im Februar. Während der Trockenzeit wurde alles von einer roten Staubschicht überzogen und Staubstürme gehörten zur Tagesordnung.
Geschichte
Der Rat von Lagos lehnte 2076 den Wiederaufbau der Third Mainland Bridge aus Kostengründen ab.[2]
Politik
In Lagos gab es keine offizielle Zentralregierung, sondern einen Flickenteppich aus Einflussgebieten, der auch dafür sorgte, dass gewisse Gesetze und Regeln durchgesetzt wurden und entsprechend harsch durchgriff, wenn sich jemand mit den falschen Leuten anlegte.
Eine der wichtigsten Gruppierungen war der Rat von Lagos, der seinen Sitz auf Lagos Island hatte. Es handelte sich um keine demokratische Versammlung, sondern eher einen Zusammenschluss der Mächtigen und Einflussreichen bzw. ihrer Vertreter. Wenn man mächtig genug war, konnte man einfach die Aufnahme verlangen. Es gab keine Grundsatzungen, Amtszeiten oder gar Protokolle und es war eine offene Tatsache, dass alle Ratsmitglieder aus eigenen Interessen bzw. im Interesse ihres Stammes oder ihrer Verbündeten handelten. Sie kontrollierten die zentralen Geschäftsbezirke und der Rat war auch mächtig genug, dass sich die Konzerne mit ihm arrangieren mussten.
Dem Rat war es auch letztendlich zu verdanken, dass die Stadt nicht völlig im Chaos versank und dass die Geschäfte weiter laufen konnten.
Außenpolitik
Auch wenn Lagos auf dem Gebiet der Yoruba lag, unternahmen diese auch 2072 keine Versuche, die Stadt einzunehmen.[1]
Wirtschaft
Insbesondere der Hafen von Lagos war von wirtschaftlicher Bedeutung, da dort Schiffe aus der ganzen Welt anlegten. Von noch größerer Bedeutung war vielleicht, dass die nigerianischen Öl-Pipelines in Lagos endeten und dort direkt in den Raffinerien der Konzerne verarbeitet wurden.[1]
Durch die Lage an der Küste und dem Zugang zum ressourcenreichen Landesinneren verfügte Lagos über die ideale Ausgangslage für den Handel. Für viele Handelsrouten war Lagos ein zentraler Knotenpunkt. Fast alle nigerianischen Königreiche, sowie das Königreich Benin und die Ghulnation Asamando verschifften ihre Waren über das halbwegs sichere Lagos bzw. verkauften diese dort an die Konzerne. Aus dem Landesinneren stammten vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse, Gold und andere Erze, Diamanten, Mineralien, Gas, Öl, Tropenhölzer und Telesma.[1] Besonders letzteres konnte man in Lagos leicht erlangen, da man sich dort nicht mit lästigen Gesetzen und moralischen Befinden aufhalten musste.
Für die meisten Bewohner von Lagos waren der Ressourcenreichtum und die Lage der Stadt eher unbedeutend. Viele von ihnen mussten als sklavenähnliche Arbeiter ihr Schicksal in den konzernbetriebenen Fabriken und Raffinieren, in gangkontrollierten Werkstätten, als Holzfäller oder Bauern fristeten. Zahllose Einwohner hielten sich durch kleine Geschäfte und Dienstleistungen irgendwie über Wasser.
Währung
In Lagos waren elektronische Zahlungsmittel immer noch weitestgehend unüblich und für viele nutzlos, da eigentlich alles mit Bargeld gezahlt wurde, abgesehen von Konzernenklaven oder Hochsicherheitsgebieten wie dem Flughafen.
Die lokale Währung hieß Naira. Diese konnte man an vielen Orten über einen Hawala, also einer Art Geldwechsler und Bankier, für sein elektronisches Geld erhalten. Alternativ konnte man auch Wertgüter, wie Diamanten oder Ölfässer, eintauschen. An der Stelle von Naira konnte man aber auch einen Kredit-Chip erhalten, wobei es sich hierbei meist um echte Plastikchips, bearbeitete Muscheln oder gravierte Steine handelte, die mit Clansymbolen bedeckt waren und in ganz Lagos akzeptiert wurden. Es war davon abzuraten, die Zeichen eines Hawala zu fälschen, da die Todesstrafen, die diese für solche Vergehen ausübten, grausam ausfielen.
Um auf die Dienstleistungen eines Hawala bzw. des Hawala-Netzwerks zugreifen zu können, war man allerdings auf einen Bürgen angewiesen, bzw. einen Bekannten, der wiederum eine Empfehlung aussprach und so den Handel ermöglichte. Immerhin waren die Kurse für alle gleich und es gab keine Diskriminierung hinsichtlich Glauben, Metatyp oder Geschlecht. Jegliche Aktionen, Gebühren und Transaktionen wurden sehr transparent gehandhabt und stützten sich auf ein Vertrauenssystem. Dazu gehörte auch, dass man sein Misstrauen gegen das Geld nicht vor dem Hawala zeigen sollte und das Beißen auf eine Münze wurde als persönliche Beleidigung betrachtet. Die Hawala verlangten für einige Dienstleistungen auch eine Gebühr und die Hawala selbst und ihre Stände wurden meistens schwer bewacht.
Der Kurs des Naira schwankte regelmäßig durch die sich ständig ändernden Machtstrukturen in den nigerianischen Königreichen und die Münzen waren im Gegensatz zu den Hawala-Chips oftmals Ziel von Fälschern. Je massiver eine Naira-Münze war, desto besser. Metallgeld wurde gegenüber Papiergeld bevorzugt, da dieses leichter zu fälschen war. Im Schnitt konnte man aber sagen, dass ein Nuyen circa 20 Naira wert war und die Hawala-Chips ungefähr den gleichen Wert wie Nuyen besaßen.
Konzerne
Die Konzerne nutzten die Stadt und seine Bewohner, wo sie nur konnten. Sie nutzten die billigen Arbeitskräfte zur Produktion und Weiterverarbeitung von Textilien, Telesma, Kosmetik, Militärgütern, Lebensmitteln, Elektronik und pharmazeutischen Erzeugnissen. Insbesondere die - optimistisch ausgedrückt - laxe Regulierung in pharmazeutischen Bereich war für viele Konzerne interessant.[1] Lagos war somit ein beliebter Standort für diverse Regionalabteilungen, weshalb man hier einige Arkologien in der Lagunenstadt finden konnte.
Die Abwesenheit von Regulierungen und staatlicher Aufsicht war auch der Grund, warum Lagos über überdurchschnittlich viele schwarze Konzernlabore verfügte, da hier auch das Risiko geringer war, aufzufliegen und PR-schädliche Projekte zu exponieren.
Eines der lokalen Unternehmen waren die Lagos Daily Times, eine Lokalzeitung.
Große Zehn
Es heiß, Evo würde Gratiskliniken in Lagos unterhalten.[3]
Renraku unterhielt seine größte afrikanische Arkologie in Lagos.[4]
Weitere Konzerne
Mærsk Incorporated Assets wurde damit beauftragt, die logistische Infrastruktur zu (re)konstruieren und zu betreiben, was auch den Bau und Betrieb neuer Luft- und Seehäfen, Lagerhäuser und zentraler Frachtumschlagplätze mit umschloss.[5]
Konzernpräsenzen
- Ares
- Aztechnology
- DeBeers Omnitech
- Delek Dragon
- Evo Corporation
- Global Sandstorm
- Horizon
- Mærsk Incorporated Assets
- Renraku
- United Oil
- Zeta-ImpChem
Einrichtungen
Ungeachtet der chaotischen Zustände besaß Lagos mit der University of Lagos sogar eine eigene Universität.
Sicherheit
Die Sicherheitslage von Lagos war recht prekär. Entweder man sorgte für die eigene Sicherheit oder man erhielt Schutz durch Angehörige des eigenen Clans oder Stammes, die sich dann aber auch nur für den Schutz eben dieser zuständig fühlten. In der Praxis bedeutete dies, dass sich in Lagos auch bei brutalsten und widerwärtigsten Verbrechen auf offener Straße, wie sie etwa die Vergewaltiger und Menschenräuber von Babaku oder die Fleischhändler begingen, die ihre Opfer nach Asamando verkauften, häufig niemand genötigt fühlte, einzugreifen, solange das Opfer weder ein Freund oder anderweitig mit einem selbst verbandelt war.
Eine Ausnahme von dieser Gleichgültigkeit stellten hier die großen Märkte dar, wo die Area Boys auf ihre Weise für Ordnung sorgten, in der Regel, in dem sie an ertappten Dieben Lynchjustiz übten.
Die Reichen in Lagos, die entweder in den Konzerneinrichtungen oder den Villen und Hotels auf Lagos Island und Victoria Island lebten, hatten andererseits keine Sicherheitsprobleme, da sie sich jede Menge militärisch bewaffnetes Wachpersonal (und hohe Zäune) leisten konnten, das sie vor der armen - und in weiten Teilen gewaltbereiten - Bevölkerung des Rests von Lagos beschützte.
Sport
Die Einwohner Lagos' - wie generell jene Nigerias - waren ausgesprochen fußballverrückt. Im modernen Lagos Football Stadium auf Victoria Island fanden ganzjährig Spiele statt, da es keine Sommer- oder Winterpause gab. Die Königreiche und Stämme Nigerias und selbst große Gangs sponserten jeweils ihre eigenen Mannschaften, etwa die «Yoruba Flying Lions», die «Awori Lions» oder die «Area Boys Green Mambas». Weil der sportliche Wettbewerb für die verfeindeten Stämme jedoch eine Möglichkeit zur Fortsetzung der Feindseligkeiten mit anderen Mitteln darstellte (oder als solche interpretiert wurde), kam es im Umfeld der Spiele fast regelmäßig zu verheerenden Hooligan-Ausschreitungen, die teilweise in stadtweiten Unruhen mit Hunderten von Toten und Großbränden ausarteten.
Unterwelt
Bekannt war Lagos vor allem für seine Schwarzmärkte und Piratenunterschlupfe.[1]
Schatten
Ein in ganz Lagos und darüber hinaus aktiver und gerissener Schieber-Veteran war Burke, der Beziehungen zu allen Größen in Lagos hatte und eigentlich irgendwie überall mitmischte. Er interessierte sich stark für magische Artefakte und sollte angeblich zur Schwarzen Loge gehören.[6]
Tamanous
Das international aktive Organhandelsyndikat Tamanous war in Lagos sehr präsent, nicht zuletzt aufgrund der Nähe zu Asamando und der schieren Größe der Stadt. Die Führung der Organisation war auch in Lagos unbekannt. Das Syndikat operierte wahrscheinlich aus dem Stadtteil Ajegunle. Der Arzt Osayi Immaculate war dafür bekannt, für Tamanous zu arbeiten und eine Klinik im Stadtteil Mushin zu leiten.
Während Tamanous und andere Organhändler in den meisten anderen Gebieten der Welt gefürchtet waren, genossen sie in Lagos einen weitaus besseren Ruf. Man betrachtete sie als ehrlich und gerecht. Tamanous entführte in Lagos auch kaum Leute, sondern betrieb stattdessen kleinere Kliniken wo man sich gegen Bezahlung Organe entnehmen lassen konnte. Man konnte auch einen Blutkredit aufnehmen. Wenn man sich ein Organ entnehmen ließ, dann erhielt man einen Kredit für andere medizinische Dienstleistungen. Tamanous betrieb auch Abtreibungskliniken und stellte auch Hebammen für die zahlreichen Bordelle der Stadt zur Verfügung.
Viele Ghule in Lagos wurden dank Tamanous versorgt, während der Rest des Organschmuggels in Richtung Asamando lief. Lagos war aufgrund seiner internationalen See- und Flughäfen, sowie die laxen bis nicht-existenten Kontrollen ideal für die Geschäfte der Organschmuggler und diente als internationaler Knotenpunkt in ihrem "Versorgungs"-Netzwerk. Neben Organen transportierten sie auch gebrauchte Cyberware nach Lagos, die dann über die lokalen Kliniken verkauft und verbaut wurden.
Neben den Kliniken unterhielt die Organisation auch "Zuchteinrichtungen", wie ihre berüchtigten Fötusfarmen. Sie "rekrutierten" für diese oft Straßenkinder, denen dann unter teils widrigsten Bedingungen Fötusgewebe für die "Produktion" implantiert wurde. Aber selbst die Fötusfarmen wurden in Lagos positiv betrachtet, da die Straßenkinder dort immerhin medizinische Versorgung, Nahrung, eine sichere Unterkunft und sogar Geld erhielten, um sich ein anderes Leben aufbauen zu können. Die Alternative dazu waren oftmals nur die Bordelle, weshalb die Fötusfarmen als akzeptabel galten.
Tamanous hatte in Lagos allerdings keineswegs das Monopol auf den Organhandel, aber es war definitiv eine der größten und am besten vernetzten Gruppen. Zahlreiche Konkurrenten existierten, mit denen Tamanous aber teilweise sogar zusammenarbeitete.
Endnoten
Quellenangabe
- ↑ a b c d e f Almanach der Sechsten Welt S.120
- ↑ Shadows in Focus: Sioux Nation S. 2
- ↑ Konzerndossier S.82
- ↑ Megakons 2078 S. 158
- ↑ Konzerndossier S.193
- ↑ Dark Terrors S. 62
Index
Deutsch | Englisch |
---|---|