Geistergefäß
Ein Geistergefäß (engl. spirit vessel) ist ein physischer Behälter aus belebter oder unbelebter Materie, den ein Geist durch die Kräfte der Besessenheit oder der Bewohnung in Besitz nehmen kann, um so sich auf der physischen Ebene zu materialisieren. Geistergefäße gibt es in vielen Varianten, sie unterscheiden sich unter anderem nach der Magischen Tradition. Die Geistergefäßherstellung ist eine Disziplin der Verzauberung.
Hintergrund
Die Inbesitznahme eines Geistergefäßes ist neben der Manifestation die zweite Möglichkeit für einen Geist direkt "körperlich" mit der physischen Ebene zu interagieren. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Die permanente Inbesitznahme eines Geistergefäßes durch die Kraft der Bewohnung, hier verschmilzt der Geist mit dem Gefäß, oder die temporäre Inbesitznahme durch die Kraft der Bessenheit.[1] Nicht allen Geistern stehen diese Kräfte zur Verfügung. Andererseits können sich einige Geister auch nicht manifestieren, so dass ihnen nur diese Möglichkeit bleibt.
Geistergefäße werden normalerweise für einen Geist vorbereitet, was die Inbesitznahme erleichtert, aber natürlich kann er versuchen auch in ein nicht vorbereites Gefäß einzudringen. Ein von einem Geist in Besitz genommenes Gefäß hat eine duale Natur.
Arten
Zunächst unterscheidet man zwei Hauptarten von Geistergefäßen, lebende Körper und Objekte aus unbelebter Materie, wozu unter anderem auch Leichen zählen.
Belebte Geistergefäße
Hierbei handelt es sich um die Körper von Tieren, Menschen und Metamenschen oder anderen vernunftbegabten Lebewesen. Die Verbindung, die zwischen der Magie und dem Lebendigem besteht, erleichtert die Benutzung lebender Gefäße. Ein Körper, der für eine unfreiwillige Inbesitznahme missbraucht wird, ist schwieriger als Geistergefäß vorzubereiten als der einer freiwillig teilnehmenden Person.[2] Der Körper eines Magiers oder Magieradepten kann immer als vorbereitetes Geistergefäß für von ihm beschworene Geister dienen. Der Körper eines astral projezierenden Erwachten kann ebenso als Gefäß verwendet werden, ist aber nicht vorbereitet.[3]
Einladung ist alles was ich dazu sage. | |
Troldmand |
Ein Lebewesen, das von einem Geist als Geistergefäß besessen wird, hat im Allgemeinen keine Kontrolle über seinen Körper mehr. Es ist sich weder der Umgebung bewusst, noch kann es sich willentlich bewegen. Im Falle einer Bewohnung bedeutet das also die Zerstörung des alten Bewusstseins.[3]
Unbelebte Geistergefäße
Bei den unbelebten Gefäßen unterscheidet man in drei Unterklassen, die Körper toter Lebewesen, Homunculi und Gegenstände. Oft werden diese Gefäße der Verwendung von Lebewesen vorgezogen, unter anderem wegen der ethischen Probleme und potentiellen gesundheitlichen Konsequenzen für das Gefäß, aber auch weil sie widerstandsfähiger sind.
Tote Körper
Der Körper eines verstorbenen Lebewesen eignet sich als Geistergefäß, er ist ähnlich wie ein lebender Körper sehr beweglich. Allerdings verfällt er mit der Zeit, ein Prozess der durch Verzauberungstechniken verlangsamt aber nicht aufgehalten werden kann. Als permanentes Gefäß eignet er sich daher nicht. Implantierte Cyber- oder Bioware kann durch einen bewohnenden Geist nur eingeschränkt verwendet werden und ist meist nur für Systeme mit passiver Funktion möglich. Die Benutzung von Leichen, ob von Menschen und Metamenschen oder Tieren, steht in vielen Staaten unter Strafe.[2]
Das eröffnet der Nekrophilie ganz neue Möglichkeiten... | |
anonymous |
Hmm, ich kann einen Markt dafür sehen ... obwohl mein Magen jetzt doch leicht rotiert. | |
Tinker-Tong |
Beispiele:
- Petro-Ritus (Voodoo): Zombie
- Mumien
Homunculi
Als Homunculus bezeichnet man alle Arten von Körpern mit rudimentären beweglichen Elementen, die also Glieder, Räder oder ähnliche Vorrichtungen haben, die dem Geist erlauben das Gefäß nach Inbesitznahme autonom zu bewegen.[2] Typisch sind deshalb Figuren mit menschen- oder tierähnlicher Gestalt. Das Material und die Mobilität des Homunculus ist entscheidend für die physischen Fähigkeiten und Widerstandskraft nach Inbesitznahme.
Beispiele:
- Kabbalistische Tradition: Golem
- Druidische Tradition: Weidenmann
- Statuen, Roboter
Ich habe mal in einem Filmstudio gearbeitet. In meiner Freizeit habe ich einen Roboter aus dem Fundus, der aus einem billigen, altmodischen SciFi-Film stammte, präpariert und einen Geist darin beschworen. Das hat echt Spass gemacht. | |
Flinke Ratte |
Klar, vom Herzinfarkt des Produzenten mal abgesehen, hatten wir viel Spass. | |
Schmeichelgras |
Gegenstände
Beliebige Gegenstände können als Geistergefäße vorbereitet werden, natürlich unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer physischen Eigenschaften und Komplexität, was Einfluss auf ihre Widerstandskraft und die Präparation des Gefäßes nimmt. Ein sehr komplexer Gegenstand, etwa ein Mechanismus kann die Vorbereitung erschweren und benötigt zum Teil mechanisches oder technisches Verständnis neben der Expertise in Verzauberung.[2] Meistens werden leichte und mobile Gegenstände als Geistergefäße verwendet.
Mit einer Waffe, in der ein Geist steckt, können zudem auch astrale Gegner verletzt oder getötet werden, und sie kann - wie ein Waffenfokus - von ihrem Meister mit auf eine der Metaebenen genommen und dort benutzt werden.[4]
Beispiele:
Besonderheiten
Erwachte Sekten
Die Götzenbilder magischer Sekten werden gerne als Geistergefäß genutzt, da man die mundanen Gläubigen leicht beeindrucken kann, wenn man den betreffenden gebunden Geist einige seiner Geisterkräfte einsetzen lässt. Auf der anderen Seite gibt es Sekten, wo Gläubige sich bewusst als Geistergefäße verwenden lassen, um sie so den jeweiligen verehrten heiligen Erscheinungen näher zu sein.
Imps
Bei Imps, die seit dem Jahr des Kometen in Erscheinung treten, handelt es sich um seltene, parasitäre Geister, die sehr leicht Foki als Gefäß in Besitz nehmen können. Viele der bekannten Prinzipien für Geistergefäße gelten hier nicht. Insbesondere haben Imps durch den Fokus, die Möglichkeit seinen Besitzer zu manipulieren.[5]
Das Prinzip und die Idee eines Geistergefäßes wird hier auf den Kopf gestellt und regelrecht pervertiert. | |
Troldmand |
Insektengeister
Die Besonderheit bei der Bewohnung durch Insektengeister liegt in der Modifikation, die viele der Verschmelzungen mit den Wirtskörpern hervorrufen. Oft zeigen die Körper im Anschluss Rudimente von Insektenkörperteilen, wie Mandibeln, Fühler oder Chintinablagerungen. Manche Insektengeister suchen nach besonders geeigneten Körpern, so dass diese Phänomene nicht oder nur minimal auftreten und sie sich besser tarnen können. Obwohl die Insektengeister den Wirtskörper oft bewohnen und damit die vorherige Persönlichkeit auslöschen, stellen die meisten Opfer dieser Praxis ihre Körper freiwillig zur Verfügung, da sie unter dem Einfluss der Geister und des Insektenschamanen dies als Notwendigkeit für ihre Aufname in das Kollektiv betrachten. Eine Ausnahme stellen die Mantidengeister dar, die die weiblichen Geistergefäße nur besetzen und scheinbar eine Art symbiotische Beziehung mit ihrem Wirt eingehen.
Shedim
Die Shedim sind eine mit dem Jahr des Kometen aufgekommene Geisterplage. Diese Geister ergreifen von toten und bewusstlosen lebenden Körpern, etwa von astral Projezierenden, Besitz und scheinen der Metamenschheit feindlich gesonnen zu sein, da sie mit ihren neuen Körpern oft andere Personen angreifen. Sie sind auf die Körper angewiesen, denn sie erfahren im Astralraum der Erde Schwund. Eine der Besonderheiten der Shedim sind Regenerationskräfte mit denen sie den Verfall eines als Geistergefäß in Besitz genommenen toten Körper kompensieren. Insbesondere Meistershedim sind dafür bekannt, dass sie einen Körper wieder als lebendig erscheinen lassen können.
Voodoo
Beim Voodoo und ähnlichen afrokaribischen und westafrikanischen magischen Traditionen, die auf der Religion der Yoruba basieren, gibt es die Besonderheit, dass nicht nur Natur- oder Ahnengeister in Geistergefäßen beschworen werden, sondern auch der Schutzpatron. Inwieweit es sich hier um die gleiche Erscheinung wie normale Besessenheit handelt ist nicht ganz klar.
Die Maske des Schamanen wird von manchen Magietheoretikern als eine kurze und stark limitierte Besessenheit durch den Schutzpatron gedeutet. | |
Sii |
Gerade die Praktiken des Voodoo sind bekannt dafür, Serviteurs - wörtlich: Diener - zu erfordern, nicht-erwachte Voodoogläubige, die bereitwillig einen Loa oder einen der "Les Invisibles" von sich Besitz ergreifen lassen. Manche Houngans und andere Magier erlauben es einem beschworenen Geist auch, in den Körper seines Beschwörers zu fahren, aber viele scheuen das Risiko, die Kontrolle über ihren fleischlichen Körper zumindest teilweise an einen Geist abzugeben, der ja eigentlich ihnen dienen soll. Boshafte Geister, die ihrem Beschwörer die geschuldeten Dienste nur unwillig leisten, könnten zu leicht Befehle mutwillig falsch interpretieren, um den Körper eines Menschen oder Metamenschen, in dem sie gerade stecken, zu töten oder zumindest dafür zu sorgen, dass er bewustlos wird, damit sie frei kommen.
Quellenindex
- Straßenmagie ?
- [[Quelle, de: ?sm2? vgl. Liste#|?sm2? vgl. Liste]] ?
- Street Magic 86-87, 95
Quellenangabe
- Artikelgrundlage: Geistergefäß (Quelle: shadowiki, Autorenliste)
- ↑ Street Magic S.95, 100, 101
- ↑ a b c d Street Magic S. 86
- ↑ a b Street Magic S. 95
- ↑ Street Magic S. 87
- ↑ Running Wild ?