Flusspiraterie
Flusspiraterie - als eine der klassischen Sonderformen der Piraterie - ist ein Phänomen, das nicht nur in Westafrika, wo die Flüsse häufig die einzigen auch während der Regenzeit befahrbaren Verbindungen von der Küste ins Landesinnere bilden, sondern auch mitten in Europa eine Art Renaissance erlebt hat: Nicht nur auf der Donau, die in ihrem Unterlauf durch die von mehr oder minder permanenten militärischen Konflikten und Bürgerkriegen zerrissenen und teilweise von räuberischen Warlords beherrschten Regionen des Balkans führt, sondern auch auf Rhein, Main und Elbe in der ADL, im Mündungsdelta verschiedener Flüsse in den Vereinigten Niederlanden oder auf der Seine im Einzugsbereich der französischen Hauptstadt gibt es Mitte des 21. Jahrhunderts wieder Flusspiraten.
Üblicher Weise rekrutieren sich die Flusspiraten aus den vollkommen verarmten Anwohnern der großen Wasserstraßen, und holen sich ihre Beute meist von den vorbeifahrenden Flussfrachtschiffen. Dazu nutzen sie in der Regel Boote mit geringem Tiefgang - Schlauchboote oder Kähne aus Holz und Metall mit Hilfsmotor - oder wagen es sogar, sich in die Fluten zu stürzen, um zu einem vorbeifahrenden Schiff zu schwimmen und es zu entern. - Letzere Praxis hat den Flussräubern im Rhein-Ruhr-Megaplex wegen der katastrophalen Wasserqualität der Flüsse von der Ruhr über die Wupper bis hin zur Emscher wie auch der Kanäle, die diese verbinden den Beinamen "Kloakentaucher" eingebracht. Zwangsläufig wird dabei praktisch immer nur ein kleiner Teil der Fracht entwendet. Schiffsentführungen und Geiselnahmen kommen praktisch nicht vor, da das Hehlernetzwerk, über das die Räuber im Hinterland verfügen (müssen) hierauf in der Regel nicht ausgerichtet ist. - Die Ausnahme bildet hier die Entwendung von Freizeit- und Sportbooten, die gebraucht und weit unter Wert auf Schwarzmärkten wie am Dimesser Ort in einem überschwemmten Teil von Mainz verkauft werden, wofür nicht zuletzt die Mitglieder der «Wasserwut» bekannt sind, die zu den bekanntesten und organisiertesten Gruppen unter den deutschen und europäischen Flusspiraten zählen. Die «Kinder des Druoon» an der niederländischen Scheldemündung haben es hingegen in der Regel mehr auf gewaltsame Wegezollerpressung von all denen abgesehen, die die Wasserstraße befahren. Hafen- und Hovergangs wie etwa die «Brackwasserquallen» in Hamburg, kann man zum Teil ebenfalls zu den Flusspiraten zählen, da sie - neben im Hafen vor anker liegenden - auch langsam fahrende Schiffe auf der Elbe angreifen, entern und Teile der Fracht plündern.
Die Flusspiraten respektive -räuber der Allianz sind in den Elendsquartieren und ufernahen Slums meist gut vernetzt, und verfügen über zahllose Informanten, die ihnen Hinweise auf lohnende Beute zukommen lassen, oder sie vor Razzien warnen, da sie häufig nicht nur ihre (erweiterten) Familien, sondern komplette Squattersiedlungen in den Rheinhessen-Barrens oder sogar ganze Dörfer im ländlichen Brandenburg mit ihren Raubzügen ernähren.
Weiterhin geht die Flusspiraterie - genau wie die Seeräuberei auf hoher See und in küstennahen Gewässern - mit dem Schmuggel Hand in Hand. Im Jahr des Tempo-Irrsinns spielten Flusspiraten, die traditionell Handelspartner der holländischen Penose waren, eine wesentliche Rolle im Schmuggel der erwachten Droge von den VNL Rhein aufwärts, wodurch sie sich allerdings den Zorn der Gasperis im Ruhrplex und der Grauen Wölfe in Groß-Frankfurt zuzogen. Umgekehrt sind sich organisierte Flussschmuggler wie die polnischen «Żeglarze Pana Kaluźnioka» im Osten der Allianz nicht zu schade, sich ihre Schmuggelware auch mal selbst von Bord eines Konzernschiffs zu besorgen.
Wegen der schieren Masse an Fracht, die tagtäglich auf den vielbefahrenen Wasserstraßen Europas transportiert wird, werden die Verluste durch Flusspiraterie von den Konzernen teilweise als Schwund einkalkuliert, solange sie nicht überhand nehmen, und keine besonders wertvollen oder sensiblen Güter verschwinden (die allerdings in der Regel ohnehin auf dem Land- oder Luftweg befördert werden). Auf der anderen Seite sind Schiffe, die unter der Flagge eines Triple- oder Double-A-Megakonzerns fahren, (wenigstens nach Ansicht der betreffenden Konzerne) ebenso exterritorial wie ihr Konzerngelände an Land. Firmen wie die AG Chemie oder Saeder-Krupp scheuen sich daher nicht, teilweise schwerbewaffnete Söldner und Konzerngardisten als Wachen mitfahren zu lassen, und ihre Fahrzeuge und Waren auch mit lethaler Gewalt gegen die Übergriffe der Flusspiraten zu verteidigen.
Quellenindex
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- Premier Run - Flusspiraten auf der Seine