Louis (Decker): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. Juni 2008, 18:42 Uhr

Louis
† 11./12. November 2053, Seattle
Geschlecht männlich
Metatyp Mensch
Magisch aktiv -
Nationalität kanado-amerikanisch

Der Seattler Decker, der auf den Namen Louis hörte, war ein junger Mann, der als Trisomie 11 zu den schwerstbehinderten Menschen zählte.

Mit einem Chromosom 11 zuviel geboren, wies er eine ganze Reihe von gravierenden körperlichen und geistigen Missbildungen und Fehlentwicklungen auf. Zu den Auswirkungen der genetischen Abweichung gehörten ein gehemmtes Wachstum, ein schwaches Herzgefäßsystem, stark begrenzte motorische Koordination und ein Phänotypus, durch den seine äußere Erscheinung unangenehm an eine antropomorphe Schnecke erinnerte. Die wichtigste geistige Beeinträchtigung, die Trisomie 11 bewirkte, war, daß das Gehirn eines Betroffenen unfähig war, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, und erwünschte Sinnesreize von Hintergrundrauschen zu unterscheiden. Im Normalfalle führt dies dazu, daß die geistige Entwicklung nur unwesentlich oberhalb des Standes eines Neugeborenen zum Stillstand kommt, aber in Louis Fall hatten seine enorm reichen Eltern Mittel und Wege gefunden, ihren Sohn vor diesem Schicksal zu bewahren: Unmittelbar nach seiner Geburt war ihm eine winzige Datenbuchse implantiert worden, über die er an ein Netzwerk hochentwickelter Computer angeschlossen wurde, die seinen Verstand mit einer virtuellen Realität fütterten, die ähnlich - aber nicht identisch - mit der konsensuellen Halluzination der Matrix war. Die Computer empfingen die Sinneswahrnehmungen der Umgebung über Trideokameras und Mikrophone, und filterten sie für ihn, um Signal und Rauschen zu trennen, wozu sein eigenes Gehirn nicht in der Lage war (und es nie sein würde). Durch diese elektronischen Hilfsmittel konnte Louis die geistigen Beeinträchtigungen anderer Trisomie 11-Geschädigter vermeiden, und sein Verstand entwickelte sich sogar schneller, als dies bei einem normalen Kind der Fall gewesen wäre. Eine Zeit lang war er sogar ein Liebling der Medien gewesen, die enthusiastisch - wenn auch sachlich falsch - über "das Kind, das in der Matrix aufwächst" berichteten. Dutzende populärwissenschaftliche Sendungen und auch fachbezogene Forschungsarbeiten waren ihm und den philosophischen Fragen gewidmet worden, die seine Kindheit und sein Leben aufwarfen.

Später schaffte Louis den Sprung in die "richtige Matrix" und entwickelte sich zu einem ausgesprochen fähigen Decker. Trotzdem war er auch nach 18 Jahren noch immer auf beträchtliche - inzwischen direkt in seinen kleinen Schädel implantierte - Computerunterstützung und einen Lebenserhaltungsrollstuhl angewiesen, den er mittels eines für ihn extra modifizierten Fahrzeugkontrollrigs steuerte. Sein einziges Interface zur realen Welt bestand aus einer klobigen Brille mit Trideokameras und Stereomikrophonen, die auf seinem platten Gesicht saß, und permanent in seine Datenbuchse eingestöpselt war. Ohne diverse aufwendigen Operationen, die ebenfalls seine reichen Eltern bezahlt hatten, hätte ihn sein schwaches Herz-Kreislauf-System zudem umgebracht, noch ehe er 15 war...

Zwangsläufig hatte er eine tiefsitzende Matrixsucht entwickelt, und empfand die Zeit, in der er nicht deckte, lediglich als Wartezeit, da er sich nur im Cyberspace wirklich lebendig fühlte. Außerdem war sein Charakter durch die Art seines Aufwachsens ziemlich verdreht und nicht eben sympathisch, was sich gelegentlich in einem etwas kranken Humor einschließlich eindeutiger, sexueller Anspielungen äußern konnte.

Obwohl er ihr sowohl wegen seines Äußeren als auch wegen seines ganzen Wesens ausgesprochen unangenehm war und sie ihm nur bedingt vertraute, beauftragte die Ex-Deckerin Sharon Louise Young, die sich 2053 in Seattle als Miet-Johnson betätigte, ihn häufig mit kleineren Matrixruns. Auf einem solchen, bei dem er eine Personalakte aus dem PLTG von Yamatetsu Seattle kopieren sollte, wurde er zufällig Zeuge, wie ein anderer Schattendecker von tödlichem Schwarzen ICE von Glacier Tech langsam umgebracht wurde. Der Decker, der wohl wußte, dass er keine Überlebenschance hatte, und dass Louis ihm nicht helfen konnte, spielte diesem eine verschlüsselte Datei zu, die Louis - unentschlüsselt und ohne eine Bezahlung dafür zu verlangen - an Sly weitergab. Louis' instinktives Gefühl, daß diese Datei schlechtes Karma bedeutete, sollte sich für ihn fataler Weise als wahr erweisen: In der Nacht vom 11. zum 12. November - zwei Tage nach dem Run - drangen Unbekannte in seine Wohnung ein. Bei diesen handelte es sich um sadistische Profis, die ihn zu Tode folterten, wobei sie u. a. seine Datenbuchse kurzschlossen und seinen Rollstuhl unter Strom setzten. Verständlicher Weise verriet Louis - ehe er starb - seine Auftraggeberin, was dazu führte, daß sich Verfolger auf deren Fersen setzten, die sie beinahe in der Deckerkneipe ihrer Freundin Theresa Smeland - dem «Armadillo» stellten, und dort ihren Johnson, der den Diebstahl der Personalakte in Auftrag gegeben hatte, erschossen. Dies sollte jedoch nur der Auftakt zu einer Hetzjagd sein, die zahlreiche Opfer forderte, von Seattle bis nach Cheyenne in der Sioux Nation führte, und beinahe in einem totalen Konzernkrieg gegipfelt hätte...

Quelle