Innere Stadt AG
Der Innere Stadt Kon in der Hauptstadt Österreichs besteht aus der historischen Altstadt Wiens rund um den Stephansdom, die komplett in ein großes Historyland für zahlende Touristen umgewandelt wurde. Schauspieler und Animateure in Kostümen der Maria Theresia- und Mozart-Ära - und seit der Einführung von WiFi auch jede Menge Augmented Reality - sorgen dafür, daß den Besuchern ein perfektes Infotainment geboten wird.
Nach einem Geschäftskonzept, das sich "Genuß ohne Reue" nennt, wird selbst für das Verweilen an einzelnen historisch bedeutsamen Gebäuden (wenn man sie länger als 2, 3 Minuten betrachten will) ein kleiner Betrag automatisch vom Credstick abgebucht, womit man sich beim Betreten einverstanden erklären muß, da man sonst nicht hinein darf. Der Besuch der Inneren Stadt in der Matrix, die analog zum Gegenstück in der realen Welt modelliert ist, ist ebenfalls kostenpflichtig. Da die Geschäftsführung der Inneren Stadt bislang keinen Weg gefunden hat, wie man Magier im Astralraum als Gäste zur Kasse bitten könnte, lässt sie statt dessen das gesamte Gebiet von Elementaren patroullieren, um astrale Besucher fern zu halten...
Natürlich gibt es zusätzlich zu den Gebühren für das Besichtigen der Sehenswürdigkeiten mit ungezählten Andenkenläden, Restaurants, Clubs und Kneipen noch zahllose weitere Möglichkeiten den Ebbi zu strapazieren und massenweise Schlei los zu werden... Autos dürfen praktisch nicht in die Innere Stadt hinein - vielmehr sind die Besucher angehalten, sich außer per Pedes mit Fiakern zu bewegen, deren Pferde allerdings - ganz dezent versteht sich - etwas vercybert wurden, damit sie auch das Gewicht eines Trollpärchens ziehen können!
Um jeden zur Raison zu bringen, der Ärger machen will (oder danach aussieht) und um Anarchos, Sandler, Punks, Ganger und andere konsumstörende Elemente draußen zu halten bzw. achtkantig wieder hinaus zu werfen, unterhält der Innere Stadt-Kon eine Privatpolizeitruppe in historischen, farbenprächtigen Operettenuniformen, die im Volksmund «Lackln» genannt wird. - Allerdings sollte die Aufmachung mit Zopfperücken, Bratenrock und Kniehosen nicht darüber hinweg täuschen, daß die Burschen darunter Kevlar tragen, etwas unauffällige Cyberware eingebaut haben und sich in ihren dekorativen Wachhäuschen moderne Artillerie von Steyr und Glock für den Ernstfall verbirgt. Außerdem haben sie die spezielle Schlagtechnik der G'nackwatschn, die bei Wirtshausschlägereien im alpenländischen Raum entwickelt wurde, adaptiert und perfektioniert, um mit Ruhestörern rasch und - was fast noch wichtiger ist - ohne den Eindruck unnötiger Brutalität zu erwecken - fertig zu werden.
Eine Besondere Lokalität innerhalb des Bereichs des Innere Stadt-Kons ist die Eden-Bar vom Danilo, teures und exklusives ein Edelbordell mit privaten Clubräumen im Untergeschoss. Dort trifft sich regelmäßig die dekadente und einflussreiche Geheimloge des «Club 65», der alles angehört, was in Österreich Rang und Namen hat und wo die österreichischen Volksvertreter aller Couleur und Parteien die Steuergelder verprassen und weitreichende politische Entscheidungen hinter den Kulissen aushandeln können...
Wenn man nett grad ein Graf Lustig ist, sollte man sich als Shadowrunner tunlichst aus der Inneren Stadt fernhalten! - Und um - als Angestellte vom Danilo getarnt - den Club 65 zu infiltrieren und des zu überleb'n braucht's mehr Glück als Verstand... | |
Zizzibee ...ich sprech' aus leidvoller Erfahrung! |
Quellenindex
- Wiener Blei - Roman von Leo Lukas
- Walzer, Punks & Schwarzes ICE